Western Union, weltweit größter Anbieter von Bargeldtransfers, sieht sich gern als Unterstützer einer weltoffenen Gesellschaft. Das passt zu einem Unternehmen, das den größten Teil seiner Profite mit Migranten verdient, die ihr Geld via Western Union zurück in die Heimat schicken.

Auch in Österreich forciert der Finanzdienstleister ermutigende Bildungs- und Integrations-Projekte wie die Initiative Vielfalter. Sie unterstützt Pädagogen dabei, Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt bei ihren Schützlingen als Chance (und nicht als Hindernis) zu begreifen.

Ein Multi, der seine Verantwortung ernst nimmt und einen Teil seiner Profite an jene Community zurückgibt, mit der er sein Geld verdient - das klingt fast zu gut, um wahr zu sein.

Leider ist es das auch, wenn man der Nichtregierungsorganisation Avaaz. org Glauben schenkt: Bei solchen Überweisungen können nämlich atemberaubende Gebühren anfallen.

Während etwa die Weltbank (nicht eben ein notorischer Fürsprecher für Arme) dazu aufruft, maximal fünf Prozent für solche Geldtransfers zu verrechnen, damit mehr Mittel in den ärmsten Gegenden der Welt statt auf den Konten der Banken landen, fallen bei Western Union schon auch einmal heftige 20 Prozent an. Angesichts der Millionen, die das Unternehmen allein zum Jahreswechsel mit solchen Praktiken verdient hat, sehen die Sozialprojekte plötzlich ziemlich mickrig aus.  (Severin Corti, DER STANDARD Printausgabe, 10.1.2011)