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Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Foto: Marcio Jose Sanchez / AP

In einem aktuellen Kommentar für CNN stellt Buch-Autor Douglas Rushkoff eine angesichts der anhaltenden Facebook-Manie zunächst einmal recht paradox klingende These auf: Der aktuelle Deal mit Goldman Sachs sei nicht der Beginn eines neuen Höhenflugs sondern die erste Phase des "Cash-Out", also des Versuchs möglichst viel realen Profit aus dem aktuellen Hype auf die Seite zu bringen.

Oberfläche

Dabei sehe es rein oberflächlich zunächst einmal so aus, als könnte es gar nicht besser für Facebook laufen, wie auch Rushkoff selbst attestiert: Der langjährige Gegner MySpace sei de facto am Ende, gleichzeitig treibt Goldman Sachs derzeit mit einem Spezial-Deal ziemlich unproblematisch hunderte Millionen US-Dollar für das Unternehmen auf. 

Vergleiche

Ein kleiner Blick in die IT-Geschichte sollte MarktbeobachterInnen hingegen zu denken geben: So war es etwa genau der Merger von AOL mit Time Warner der den Anfang vom Abstieg des einst scheinbar unaufhaltsam wachsenden IT-Unternehmens signalisierte. AOL habe damals versucht möglichst viel von der überzogenen Bewertung des Unternehmens in reale Werte umzusetzen. Ähnlich sei auch der Verkauf von MySpace an den Medienmogul Rupert Murdoch im Jahr 2005 am Höhepunkt der eigenen Entwicklung gestanden - der eine stete Talfahrt folgte.

Deal

Der aktuelle Investment-Deal sei der entsprechende Moment für Facebook - und zwar ein besonders zweifelhafter wie Rushkoff betont: Immerhin empfiehlt hier mit Goldman Sachs eine Firma das Investment, das noch 2008 zum Kauf von hypothekarisch gesicherten Wertpapieren geraten hat - um dann selbst dagegen zu wetten. Zudem sollten alleine die Rahmenbedingungen schon misstrauisch machen: Immerhin muss Facebook hier - im Gegensatz zu einem Börsegang - keinerlei Geschäftszahlen offen legen, womit man wohl versuche in der "sicheren Wolke des Hypes" zu bleiben, wie der Autor spekuliert.

Illusion

Facebook versuche so die Illusion aufrecht zu erhalten, dass man mittlerweile zu groß sei, um überhaupt wieder verschwinden zu können, was allerdings schlicht Unsinn sei, wie Rushkoff betont. Auch AOL-Boss Steve Case sei einst als Genie gepriesen worden - was sein Unternehmen jedoch auch nicht vor dem Niedergang bewahrt habe.

Trends

Rushkoff sieht soziale Netzwerke hingegen eher wie Räume im realen Leben: Wichtig sei nicht der Versammlungsort sondern die dort befindlichen Leute. Finden die Trendsetter einmal einen spannenderen Club, folgt die Masse - das sei auch im Web nicht anders. Entsprechend sei es auch falsch zu glauben, dass MySpace verloren und Facebook gewonnen habe, viel mehr habe zuerst MySpace gewonnen und danach dann Facebook - und in exakt dieser Reihenfolge würden die beiden wieder untergehen, wie sich der Autor überzeugt zeigt. (red, derStandard.at, 10.01.11)

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