London - Die britische Regierung will die Menschen mit finanziellen Anreizen zu einer gesünderen Lebensweise bewegen. Erste Tests seien vielversprechend verlaufen und sollten nun ausgeweitet werden, kündigten die Gesundheitsbehörden in London an. So sollten etwa fünf Millionen Lebensmittelgutscheine im Wert von jeweils 50 Pfund (60 Euro) verteilt werden, die gegen Obst und Gemüse eingetauscht werden können. Mit dem Programm wollen die Behörden vor allem die zunehmende Fettleibigkeit bekämpfen, die Briten vom Rauchen abhalten und zu mehr sportlicher Betätigung animieren.

In einer der Pilotstudien wurden Londoner Schülern Kinokarten oder Einkaufsgutscheine angeboten, wenn sie zu Fuß zur Schule gehen. Ähnliche Projekte werden auch für andere Regionen erwogen. Bei einem weiteren Versuch wurden Bewohner der Grafschaft Kent mit bis zu 425 Pfund belohnt, wenn sie ein vereinbartes Abnehmziel erreichten und ihr neues Gewicht mindestens 24 Monaten lang hielten.

Alternative: gesunde Lebensmittel verbilligen

Einige Gesundheitsexperten äußerten sich indes kritisch über die Initiative und erklärten, die finanziellen Anreize könnten schließlich nur für einen begrenzten Zeitraum gewährt werden. "Dicken Menschen Geld zu bezahlen, damit sie gesund essen, kann eine Zeit lang funktionieren, aber im wahren Leben wird ihnen ständig die gegenteilige Botschaft vermittelt, mehr zu essen", sagte der Lebensmittelexperte Tim Lang von der Londoner City University. "Um die Fettleibigkeit in der Gesellschaft zu senken, müssen die Regierungen grundlegende Änderungen vornehmen, etwa an den Preissystemen, um gesunde Lebensmittel billiger zu machen."

David Haslam vom Nationalen Britischen Adipositas-Forum sagte, angesichts des Sparprogramms der Regierung gebe es für das Geld sinnvollere Verwendungen. "Es gibt viele Gründe, gesund zu sein, wie ein besseres Aussehen und ein längeres Leben und jetzt vielleicht noch ein bisschen Geld", sagte Haslam. "Aber was passiert mit der Motivation, wenn das Geld einmal ausgegeben ist?" (APA)