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Vor und nach dem Angriff: das GeoEye-Satellitenbild belegt, dass in Gereida/Dafur zahlreiche Gebäude zerstört wurden

Foto: AP Photo/GeoEye Satellite Image

Wenn der Südsudan wie erwartet seine Unabhängigkeit ausruft, könnten an der neuen Staatsgrenze gewalttätige Auseinandersetzungen zunehmen. Es wird befürchtet, dass der Norden eine Loslösung des öl- und rohstoffreichen Südens nicht tatenlos hinnehmen wird.  Außerdem ist die neue Grenze an vielen Stellen nicht eindeutig festgelegt. Viele Orte sind schwer zu erreichen, so dass kriegerische Auseinandersetzungen unbemerkt bleiben können.

Anti-Genozid-Paparazzi

Mit Hilfe kommerzieller Satelliten will eine NGO mit prominenter Unterstützung verhindern, dass die sudanesische Armee oder die berüchtigten Reitermilizen Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung begehen: „Wir sind die Anti-Genozid-Paparazzi" bringt es Hollywoodstar George Clooney auf den Punkt.
Die Satellitenbilder verdächtiger Truppenbewegungen oder verbrannter Dörfer sollen helfen, schnell auf Gewaltausbrüche reagieren zu können.

Der Einsatz von Überwachungssatelliten war bisher Regierungen vorbehalten, die die erforderliche Infrastruktur finanzieren können. Doch mit der Verbreitung kostenloser Satellitenbilder durch Services wie Google Earth haben auch NGOs begonnen, aktuelles Bildmaterial für ihre Analysen zu verwenden.

So gelang es Amnesty International nach dem Georgienkrieg 2008, Präsident Saakaschwilis Behauptung, seine Armee habe den Krieg nicht durch die Beschießung der südossetischen Hauptstadt Zchinwali ausgelöst, zu widerlegen. Ein Vergleich zwischen Aufnahmen, die kurz vor und unmittelbar nach dem Konflikt entstanden, zeigt, dass am 10. August 2008 bereits 182 Gebäude durch Artilleriebeschuss beschädigt waren, bis 19. August kamen lediglich vier Beschädigungen dazu.

Auf der Gegenseite konnte nachgewiesen werden, dass in südossetischen Städten, aus denen die georgischen Bevölkerung floh, zahlreiche Häuser angezündet wurden. Auf mehreren Aufnahmen sind sogar Brände zu erkennen.

Auch bei der Krise im Kirgistan (Kirgisien) lieferten Satellitenbilder wertvolle Hinweise auf das Ausmaß der Vertreibungen. Mehrere Aufnahmen zeigen sogar improvisierte „SOS"-Schriftzüge auf Feldern und Straßen. Lars Bromley, der für das UNO-Satellitenprogramm Bilder analysiert, sagte zu Radio Free Europe, die Luftaufklärung liefere wertvolle Ergänzungen zu Informationen, die von lokalen Medien verbreitet werden.

Technische Herausforderungen

Für eine Liveübertragung reicht die Bandbreite der Überwachungssatelliten allerdings noch nicht aus: es dauert acht bis 24 Stunden, bis die Bilder ausgewertet werden können. Da in dieser Zeit viel geschehen kann, ist es laut Patrick Meier vom Crisis Mapping Project der Harvard Humanitarian Initiative wichtig, potenziellen Gewalttätern zu signalisieren, dass sie unter Beobachtung stehen und für ihre Taten zur Verantwortung gezogen werden können. Die Organisation, die die Bearbeitung der Bilder der innersudanesischen Grenze übernommen hat, will das Beweismaterial zum Bespiel für Strafprozesse am Internationales Strafgerichtshof in Den Haag verwenden. (bed/derStandard.at, 10.1.2011)