Rund 80 Gegner des umstrittenen Bahnprojekts "Stuttgart 21" haben am Dienstagmorgen die Bauarbeiten am Stuttgarter Bahnhof erneut behindert. Die Polizei nahm nach eigenen Angaben zwei Männer im Alter von 54 und 55 Jahren wegen Körperverletzung vorläufig fest, der ältere von ihnen wurde überdies wegen Widerstands gegen die Beamten angezeigt. Weitere 61 Menschen wurden wegen Nötigung angezeigt, weil sie die Zufahrt zur Baustelle trotz Aufforderungen der Polizei nicht geräumt hatten und weggetragen werden mussten.
Bereits am Montag hatten 50 Demonstranten eine Baustelle am ehemaligen Nordflügel des Bahnhofs blockiert und Lastwagen an der Einfahrt gehindert. Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 war nach eigenen Angaben nicht an der Blockade beteiligt, protestierte aber mit einem Trillerpfeifenkonzert am Montagabend erstmals in diesem Jahr wieder lautstark vor dem Bahnhof. Nach Veranstalterangaben versammelten sich rund 7.000 Menschen - die Polizei schätzte ihre Zahl auf 4.000.
Demo am 29. Jänner
Zu einer Demo am 29. Jänner rechnet Aktionsbündnissprecher Gangolf Stocker mit rund 50.000 Menschen. Sitzblockaden seien erst wieder vorgesehen, wenn Bäume gefällt oder umgepflanzt würden oder der Südflügel des Hauptbahnhofes abgebrochen werde.
Die Deutsche Bahn will bis 2020 den Stuttgarter Kopfbahnhof für mindestens 4,1 Milliarden Euro in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umbauen. Am Ende von neun Schlichtungsrunden mit Gegnern und Befürwortern des Projekts schlug der Schlichter Heiner Geißler Ende November vor, aus "Stuttgart 21" durch eine Reihe von Nachbesserungen "Stuttgart 21 plus" zu machen. Nun soll nach wochenlanger Baupause der Energieversorger EnBW ein Starkstromkabel verlegen, um am ehemaligen Nordflügel Platz für das geplante unterirdische Technikgebäude des neuen Bahnhofs zu schaffen. (APA)