Eleonore Bürcher als Ranewskaja.

Foto: Tiroler Landestheater/Robert Larl

Die Bühne ist verstellt mit Stühlen. Ein schmaler Laufsteg an der Rampe und ein zweiter auf halber Höhe der kirschholzvertäfelten Rückwand bieten Spielraum. Eine simple Leiter stellt die Verbindung dar. Ansonsten bahnen sich die Schauspieler mühsam ihren Weg durch das Meer an Stühlen, klettern darüber hinweg oder nehmen darauf Platz, lümmeln sich hinein.

Regisseur Thomas Oliver Niehaus inszeniert leicht und beiläufig, mit Slapstick-Einlagen garniert, Anton Tschechows Der Kirschgarten. Er siedelt das Stück irgendwo im Jetzt an. (Bühne: Bettina Munzer, Kostüm: Daria Kornysheva); am Ende des 3. Akts, als das Schicksal des Kirschgartens besiegelt ist, erstarrt das Spiel.

Ein großartiges Ensemble überzeugt. Allen voran Eleonore Bürcher als zerbrechliche und dann gebrochene Gutsbesitzerin Ranewskaja, die leichtfertig Geld ausgibt und nicht verstehen will, dass die Zwangsversteigerung ihres geliebten Kirschgartens droht. Angewidert unterbricht sie den gerissenen Kaufmann Lopachin (Burkhard Wolf), als dieser ihr vorschlägt, die Bäume fällen und Ferienhäuser errichten zu lassen, um so der Misere zu entkommen.

Ihr schrulliger Bruder Gajew (Günter Lieder) hält dem Schrank eine Rede, faselt sonst vorwiegend von Billard. Der gewitzte Diener Firs (Gerhard Kasal) trägt abnehmbaren Rauschebart und übernimmt Conférenciertätigkeiten. Trofimow (Frank Roeder), ein wirrer Student, verliebt sich in Anja (Ulrike Schlegel), obwohl er doch über der Liebe steht, und die Pflegetochter Warja (Ulrike Lasta) kommandiert das Personal. Am Ende verlieren alle ihre Existenz. Nur der Emporkömmling und Immobilienhai, der neue Gutsbesitzer Lopachin, der den Kirschgarten abholzen lässt, triumphiert. Tschechow nennt das Stück eine Komödie. Wer einen Schenkelklopfer erwartet, ist fehl am Platz. (dns, DER STANDARD - Printausgabe, 11. Jänner 2011)