London - Der französische Technologiekonzern Alstom steht unter dem Verdacht, über eine Tochter in Großbritannien Schmiergeld in Höhe von insgesamt rund 100 Millionen Euro gezahlt zu haben. Dies ergebe sich aus Unterlagen der britischen Antikorruptionsbehörde SFO, berichtete The Times am Montag. Ein Sprecher des Konzerns in Paris dementierte die Angaben, Alstom dulde "keinen einzigen Fall von Korruption".

Laut Times ermitteln SFO und britische Polizei im Zuge von Untersuchungen, die bereits seit drei Jahren in der Schweiz laufen. Im März 2010 hatte das SFO bereits drei Alstom-Manager in Großbritannien festnehmen lassen. Die drei Manager gehörten laut Times nach SFO-Erkenntnissen zu einem weltweiten Bestechungsnetz, das dem Unternehmen gegen die Zahlung von Schmiergeldern öffentliche Aufträge verschaffte.

In der Schweiz hatte die Justiz Ende 2008 die Höhe der gezahlten Bestechungsgelder auf umgerechnet rund 344 Millionen Euro beziffert. Auch damals hatte Alstom die Anschuldigungen zurückgewiesen. Die im März 2010 festgenommenen Manager wurden mittlerweile gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt, einer von ihnen ist inzwischen verstorben.

Alstom, das unter anderem Züge und Teile für Atomkraftwerke herstellt, besitzt Niederlassungen in mehr als 70 Ländern mit insgesamt 96.500 Mitarbeitern. Seinen Jahresumsatz beziffert das Unternehmen auf rund 23 Mrd. Euro. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2011)