Die Gesundheit der bulgarischen Banken hängt in den nächsten Monaten entscheidend von den Pistenverhältnissen ab: Stimmt der Winter in den bulgarischen Bergen und kommen die Touristen aus Russland und Westeuropa, können die großen Hotels auch ihre Kredite bedienen. Dass ein Teil der neuen Hotelburgen zwischen Bansko und Pamporovo mit fragwürdigen Baugenehmigungen entstanden ist, steht auf einem anderen Papier. "Wenn die Wintersaison gut ist, erwarte ich einen Rückgang der faulen Kredite", sagt Georgi Angelov, Wirtschaftsexperte beim Open Society Institute in Sofia.

Die wackligen Kredite im ärmsten Land der EU sind mit zunehmender Geschwindigkeit auf zuletzt 17,6 Prozent des Geschäftsvolumens angewachsen. Ratingagenturen und die Märkte haben Bulgarien im vergangenen Jahr mit Misstrauen beobachtet. Eine Ansteckung durch das Nachbarland Griechenland schien wahrscheinlich - die griechischen Banken halten 28 Prozent der Bankeinlagen in Bulgarien. Der Bauboom der Jahre 2004 bis 2009 war zudem freigebig mit Bankkrediten finanziert worden. Doch der Bankensektor blieb stabil. "Wir glauben, dass das Risiko der Insolvenz der systemisch wichtigen Geschäftsbanken in Bulgarien begrenzt ist", sagt der Chef der UniCredit in Bulgarien, Christofor Pavlov, auf Anfrage des Standard. Kalkulationen der UniCredit zeigten, dass die zehn größten Banken in Bulgarien ausreichend Kapital haben, um einen Anstieg der faulen Kredite auf 20 Prozent ohne Aufstockung durchzuhalten.

Ausländische Geldinstitute halten 85 Prozent des Bankkapitals in Bulgarien, darunter die BulBank der UniCredit, die Raiffeisenbank, die DSK Bank - eine Tochter der ungarischen OTP -, die National Bank of Greece (United Bulgarian Bank) und Eurobank EFG Bulgaria. Bulgariens wichtigste Staatsunternehmen haben sich jedoch bei kleinen Banken verschuldet. Zwei Drittel der Kredite für die 18 größten öffentlichen Unternehmen kommen von drei Banken, die zusammen nicht einmal zehn Prozent Marktanteil haben. Dazu gehört auch die EIBank, bei der Tsvetelina Borislavova, die Lebensgefährtin von Premierminister Boiko Borissov, Anteile hielt, was Zweifel an den Kriterien der Kreditvergabe hervorrief. Borislova verkaufte ihre Anteile kürzlich an die belgische KBC.

Analysten erwarten nun eine langsame Erholung der bulgarischen Wirtschaft. Während Finanzminister Simeon Djankov mit 3,6 Prozent Wachstum rechnet, sind die Banken vorsichtiger. Die Raiffeisenbank hält derzeit 2,7 Prozent für realistisch. (Markus Bernath aus Sofia, DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2011)