Frankfurt/London/Wien - Die Ölpreise steigen weiter: Mit der vorläufigen Entspannung in der europäischen Schuldenkrise und angesichts der Sorgen über Lieferengpässe kletterte der Preis für Nordsee-Rohöl am Mittwoch in die Nähe der 100-Dollar-Marke. Im späten Nachmittagshandel stieg der Preis für ein Barrel (159 Liter) Brent-Öl um 36 Cent auf 97,96 Dollar (75,5 Euro) und kostete damit so viel wie seit Oktober 2008 nicht mehr. US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) verteuerte sich um 75 Cent auf 91,87 Dollar.

Sollte der Brent-Preis die psychologisch wichtige Marke von 100 Dollar knacken, rechnen Experten kurzfristig mit weiteren Preissprüngen. In diesem Fall erwartet die Commerzbank eine neuen Welle von Käufern an den Ölmärkten - und die Verbraucher müssen sich auf eine längere Phase mit hohen Ölpreisen einstellen.

Experten haben aber noch einen weiteren Preistreiber beim Öl ausgemacht: Die Sorge über Lieferengpässe. Seit dem vergangenen Wochenende ist eine der wichtigsten Öl-Pipelines der USA wegen eines Lecks außer Betrieb. Durch die Leitung in Alaska fließen bei Normalbetrieb etwa zwölf Prozent der US-Ölproduktion. Außerdem sei auch auf zwei Ölfeldern in der Nordsee die Produktion unterbrochen worden, hieß es in einer Analyse der Commerzbank.

Zudem sind die Ölreserven in den USA nach den jüngsten Daten gesunken. Auch hier sehen Experten einen Preistreiber an den Ölmärkten. Nach Angaben der US-Regierung gingen die Rohöl-Lagerbestände um 2,2 Mio. Barrel auf 333,1 Mio. Barrel zurück. Die Benzinbestände stiegen hingegen um 5,1 Mio. auf 223,2 Mio. Barrel. Die Destillate-Vorräte (Heizöl, Diesel) kletterten um 2,7 Mio. auf 164,8 Mio. Barrel.

Schließlich ist der Preis für Rohöl der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) deutlich gestiegen. Nach Berechnungen des OPEC-Sekretariats vom Mittwoch kostete ein Barrel am Dienstag im Durchschnitt 92,92 Dollar. Das waren 1,59 Dollar mehr als am Montag. Die OPEC berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells.  (APA)