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Dietmar Hopp will Hoffenheim von seinen Zuwendungen emanzipieren.

Foto: AP/Kienzle

Heidelberg - Die TSG 1899 Hoffenheim steckt nach Angaben seines Mäzens Dietmar Hopp tief in den roten Zahlen. "Wir haben in den Jahren 2007 bis 2009 ein Minus von rund 65 Millionen Euro gemacht. 2010 waren es rund 32 Millionen, die durch den Verkauf von Carlos Eduardo auf 16,6 reduziert werden konnte", sagte der Milliardär und Gesellschafter in einem Interview der Heidelberger "Rhein-Neckar-Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Hopp hat im Zeitraum bis zum Ende der Saison 2008/09 rund 40 Millionen an Schulden übernommen, wie der "kicker online" berichtet.

Er beklagte, dass sein Verein, für den auch die Österreicher Andreas Ibertsberger, David Alaba und Ramazan Özcan tätig sind, insbesonders den Herbstmeistertitel 2008 teuer habe bezahlen müssen. "Der damalige Manager Jan Schindelmeiser hat hoch dotierte Verträge mit den Spielern abgeschlossen, die uns beinahe den Hals gebrochen haben. Unsere Personalkosten sind explodiert", erklärte der SAP-Mitbegründer der Zeitung. "Ich denke, dass wir mit rund 45 Millionen Euro in der Spitzengruppe der Etats der Bundesligisten angesiedelt sind."

Es sei eine wirtschaftliche Notwendigkeit, Spieler wie jetzt Luiz Gustavo zum FC Bayern München abzugeben, "wenn wir nicht den Entzug der Lizenz riskieren wollen". Hopp, so hieß es bisher immer, habe bereits 175 Millionen Euro in die Hoffenheimer investiert. "Das wird kaum reichen. Es geht eher in Richtung 240 Millionen Euro", sagte er nun. In dieser Summe sind die Kosten für die neue Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim sowie ein Trainingszentrums in Hoffenheim.

Bis zum Sommer bekommt auch Ex-Trainer Ralf Rangnick noch Geld aus Hoffenheim. Rangnick, dessen Name mit dem kometenhaften Aufstieg Hoffenheims aus der Regionalliga untrennbar verbunden ist, hatte den Klub nach dem Verkauf von Luiz Gustavo an Bayern München verlassen, da er in die Verhandlungen nicht mit einbezogen worden war.  Rangnick bekommt nun noch sein ausstehendes Jahresgehalt von einer Million Euro ausbezahlt.

Hopp rückt nun offenbar vom Ziel ab, in der Bundesliga-Spitze mitzumischen. Stattdessen soll Hoffenheim zu einem Ausbildungsverein umgestaltet werden, der durch cleveres Scouting und gewinnbringenden Weiterverkauf von Spielern auf einer realistischen wirtschaftlichen Basis steht. In drei Jahren sollen schwarze Zahlen geschrieben werden. Für zusätzliche Einnahmen könnte der Verkauf von Namensrechten am Stadion sorgen. 

Keine Zukunft für Ba

Eine weitere Baustelle ist der Umgang mit Demba Ba. Der Stürmer hat in Hoffenheim keine Zukunft mehr und hat auch keine Chance auf weitere Einsätze. Eine Trainingsmöglichkeit soll ihm jedoch zugestanden werden.  Der 25-Jährige, hatte den Klub in der Winterpause unter Druck gesetzt und die Reise ins Trainingslager verweigert, da er einen Wechsel in die Premier League anstrebt. Sein Vertrag läuft allerdings noch bis 2013. Ein Angebot des abstiegsbedrohten West Ham United hat Hoffenheim abgelehnt. Die Deutschen wollen eine zweistellige Millionensumme lukrieren.

Die TSG, nach 17 Runden auf dem achten Tabellenplatz, startet am Samstag in Bremen gegen Werder in die Frühjahrssaison.

Rekord-Minus in Europa

Hoffenheims wirtschaftliches Gebaren liegt übrigens im Trend. Laut dem am Dienstag von der UEFA präsentierten Zahlenmaterial haben Europas Fußballklubs Rekordschulden angehäuft. Im Finanzjahr 2009 stiegen die Einnahmen der berücksichtigten 733 Verein um 4,8 Prozent gegenüber 2008 auf 11,7 Milliarden Euro. Weil zugleich die Kosten auf 12,9 Milliarden Euro anstiegen, ergab sich ein Rekord-Minus von 1,2 Milliarden Euro.

Auch die anderen Zahlen, die in der UEFA-Zentrale am Genfer See präsentiert wurden, seien "besorgniserregende Signale", wie UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino formulierte. Mit schärferen Regeln und "finanziellem Fairplay" will die UEFA gegensteuern und wieder Chancengleichheit herstellen.

Das neue Konzept wird schrittweise über drei Jahre umgesetzt und sieht einen kontinuierlichen Schuldenabbau vor. Ab Juni dieses Jahres sollen alle Transferaktivitäten von der UEFA überwacht werden. Im Extremfall droht Vereinens, die weiter Schulden anhäufen, der Ausschluss aus dem Europacup. Die Kadergröße wird auf maximal 25 Spieler begrenzt. (rob/APA/dpa)