Bild nicht mehr verfügbar.

Gerade viele kleine Bauern können sich das Betreiben einer Landwirtschaft nicht mehr leisten.

Foto: AP/Heribert Proeppe

Dieser Tage hat es Maximilian Hardegg in die Schlagzeilen geschafft. Der Großbauer hat eine Umfrage beim Meinungsforschunschungsinstitut Karmasin in Auftrag gegeben. Befragt wurden 500 Menschen über ihre Einstellung zu Bauern. Conclusio: 80 Prozent der befragten Menschen stehen den Bauern sehr positiv oder positiv gegenüber. Viel interessanter als der Inhalt der Studie ist wohl die Tatsache, dass ein Großbauer Geld für eine Studie in die Hand nimmt und überdies noch eine PR-Agentur betraut. "Wir wollen auch wissen, wie die Menschen denken und was sie von uns erwarten. Es war mir daher ein Herzensanliegen, dies über eine Umfrage erheben zu lassen", erklärt Hardegg gegenüber derStandard.at.

Auf seinem Land- und Forstgut hat Hardegg einen "Agrardialog" ins Leben gerufen, bei dem niemand geringerer als der ehemalige Agrarkommissar Franz Fischler als Redner auftrat. Bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft wurde er 2009 in den Vorstand gewählt. Mit der Bauernpolitik hierzulande zeigt er sich zufrieden: "Die Landwirtschaft in Österreich verfügt zum Glück über eine intakte politische Vertretung."

Hardegg hat einen florierenden Großbetrieb. Feldwirtschaft, Schweinewirtschaft, Landschaftspflege und Weinbau führt er auf seiner Website als seine Betriebszweige an. Alleine 43 Hektar Land stehen ihm im Weinviertel für den Weinbau zur Verfügung.

"Von der Politik profitieren meistens nur die Großen"

Von solchen Dimensionen kann Annemarie Brunnegger nur träumen. Sie ist Bergbäurin in Fischbach in der Steiermark. Auf insgesamt sieben Hektar Nutzfläche, wovon zwei Hektar gepachtet sind, lässt sie ihre zwölf Rinder weiden. Ihre fünfköpfige Familie kann nicht alleine von der Landwirtschaft leben, weshalb ihr Mann auch im Tunnelbau arbeitet. Vom Fleischverkauf lukriert sie 4.000 Euro im Jahr, an Förderungen erhält sie 6.000 Euro. Zu bezahlen seien noch die Grundsteuer und die Sozialversicherung von 1.200 Euro im Jahr.

Im Gegensatz zu Hardegg fühlt sich Brunnegger von der Politik im Stich gelassen: "Von der Politik profitieren meistens nur die Großen", sagt sie. Die jüngste Anhebung der Pauschalierung von 65.000 auf 100.000 Euro - ab diesem Betrag müssen die Bauern eine Einnahmen- und Ausgabenrechnung zur Gewinnermittlung führen - "bringt mir gar nichts. Das ist ungerecht. Die Großen erhalten immer mehr und mehr. Aber es geht darum, die Kleinen am Leben zu halten." 

SPÖ-Hausner: "Arbeiterkammer fociert Klassenkampf"

Auch Stefan Hausner ist Bauer, und zwar im Burgenland. Erst kürzlich wurde er zum Landesvorsitzenden der SPÖ-Bauern im Burgenland gewählt, außerdem ist er Bürgermeister von Piringsdorf. Dieses Salär bräuchte er auch, um seine Landwirtschaft zu finanzieren, erklärt er im Gespräch mit derStandard.at. Auf seinen 50 Hektar Ackerland baut er diverse Getreidesorten an.

Nach Ernteeinbußen von 30 Prozent hat er im vergangenen Jahr 8.000 Euro aus den Fruchterträgen eingenommen. Sein Betrieb wurde mit 18.000 Euro gefördert. Bezahlen musste er 5.200 Euro für die Sozialversicherung, 500 Euro an Grundsteuer und 2.000 Euro für die Hagelversicherung. Zu den Kosten müsse man noch Dünger, Ernte- und Maschinenaufwand hinzurechnen. "Unterm Strich bleibt nichts über. Ohne einen guten Zusatzverdienst kann man sich das nicht leisten." Von der Anhebung der Pauschale für die Bauern hat auch er nichts. "Größere Betriebe haben aber ohnehin ihre Buchhaltung und Steuerberater und nehmen die Pauschalierung weniger in Anspruch". Zugleich kritisiert er die Arbeiterkammer, die gegen die Anhebung der Pauschalisierung vorgehen will: "Hier wird ein Klassenkampf forciert, der dann auch auf den Rücken der kleinen Bauern ausgetragen wird."

Mitgliedschaft und Spenden

Die SPÖ-Bauern hat im Gegensatz zum etwa 330.000 Mitglieder zählenden ÖVP-Bauernbund keine Mitglieder, sondern nur Sympathisanten. "Wir finden innerhalb der Partei nicht übermäßig Gehör", sagt Hausner zu derStandard.at. Christina Kaufmann, Bundesvorsitzende der SPÖ-Bauern kritisiert: "Der Kuchen, der zu verteilen ist, wird nicht größer. Die Förderungen müssen endlich fairer vergeben werden. Es geht darum, die Kleinen am Leben zu erhalten."

"Weniger Geld für die Großbetriebe, dafür mehr Verteilungsgerechtigkeit", fordert auch Michael Johann von den Grünen Bauern, einer befreundeten Teilorganisation der Grünen. "Die Großbauern sind im Bauernbund stark verankert und haben finanzstarke Förderer, deshalb werden am ehesten ihre Interessen gewahrt. " Tatsächlich richtet sich der Mitgliedsbeitrag beim Bauernbund nach der Größe der Landwirtschaft. Für die Mitgliedschaft beim steirischen Bauernbund zahlt man unter 10 Hektar etwa 30 Euro pro Jahr, für 50 bis 100 Hektar 48 Euro, sowie für jeweils 100 weitere Hektar 23 Euro. Der Bauernbund lebt weiters von Spenden, die er aber im Gespräch mit derStandard.at nicht offen legen will. "Wir sind ein privater Verein," heißt es dazu lapidar. (Katrin Burgstaller, derStandard.at, 12. Jänner 2011)