Im Steakhouse Chicago Cut herrscht Hochbetrieb, und Keith und Peg Bragg sind Stammgäste hier. Mit einem Blick prüfen sie die Weinkarte auf dem iPad, den ihnen der Kellner gebracht hat. Sofort haben sie die Weine für unter 40 Dollar (31 Euro) die Flasche im Blick und gehen sie mit einer Fingerbewegung durch. "Man sieht sehr schnell den Preis, kann sich die Geschmacksbeschreibungen durchlesen und wie lange er gelagert war", sagt Keith.

Menükarte

Das gehobene Restaurant am Nordufer des Chicago River hat 40 iPads für die Weinauswahl angeschafft. Seit April, als Apple den Tablet-PC auf den Markt brachte, wird das Gerät in vielen besseren Restaurants, Hamburger-Lokalen und anderen Gaststätte der USA als neue Form der Menükarte eingesetzt. Viele Restaurantbesitzer sehen darin nur den Anfang.

Chicago Cut arbeitet mit einer Softwarefirma zusammen, die eine App entwickelt hat, eine Art virtuellen Weinkeller. Dort finden die Gäste die mehr als 750 Weine, die das Haus zu bieten hat. Über eine Suchfunktion kann jeder schnell den passenden Wein finden, dazu gibt es eine Karte von Google Maps vom Weingut. Man kann sogar virtuell die Flasche umdrehen und das Etikett auf der Rückseite lesen, wie Matt Moore, Manager im Chicago Cut, erklärt.

"Ich kann nicht behaupten, dass das iPad zu hundert Prozent dafür verantwortlich ist, aber es hat einen großen Anteil."

Moores Partner, David Flom, räumt ein, dass die iPads eine große Investition gewesen seien. Aber die habe schon begonnen, sich auszuzahlen. Der Weinumsatz pro Kunde sei um 20 Prozent gestiegen, sagt Flom. "Ich kann nicht behaupten, dass das iPad zu hundert Prozent dafür verantwortlich ist, aber es hat einen großen Anteil."

Der Einsatz von moderner Technik werde immer wichtiger für Restaurants, wobei sich der Anteil von Touchscreen-Geräten vervielfachen werde, erklärt Darren Tristano von der US-Beratungsfirma Technomic. "Es ist cool, trendy und die Kinder lieben es", sagt Tristano. "Es ebnet vielen möglichen Anwendungen den Weg."

Die US-Restaurantkette Au Bon Pain setzt iPads bisher in sechs von 220 Standorten ein, plant aber eine deutliche Ausweitung. Früher hätten die Kunden Papierzettel mit ihren Bestellungen ausgefüllt, erklärt Ed Frechette, der Vizepräsident für Marketing in Boston. Mit den iPads sei das viel einfacher geworden. "Es gibt noch laminierte Menükarten, aber die Papierblöcke sind verschwunden."

"Das ist etwas, das bald nicht mehr nur beliebig sein wird"

Im 4Food in New York ist Manager Adam Kidron überzeugt, dass elektronische Bestellungen bald die Norm sein werden. "Das ist etwas, das bald nicht mehr nur beliebig sein wird", sagt Kidron. "Es wird bald notwendig sein, damit umgehen zu können."

Natürlich gibt es bei der Einführung der neuen Technik auch einiges zu bedenken. Tristano weist darauf hin, dass die Restaurants zum Beispiel darauf achten müssen, dass die Geräte immer aufgeladen sind. Im Chicago Cut wurde in die iPads eine Lokalisierungs-Software installiert, damit die Geräte nicht gestohlen werden. Und es gibt natürlich auch Kunden, die kein iPad benutzen wollen. Wer eine Menükarte in Papierform haben wolle, solle auch eine bekommen, sagt Jay Clark, der die Software für das Chicago Cut mitentwickelte. "Die Menschen müssen sich mit der Technik auch wohlfühlen." (APA)