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Batman findet in Paris einen Partner: Es ist ein französischer Jugendlicher algerischer Abstammung, was manche stört.

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"Offenbar hat Batman keinen richtigen Franzosen gefunden, um Frankreich zu retten", giftelte der konservative amerikanische Blogger Warner Todd Huston nach dem Erscheinen des neusten Comics mit dem schwarz gekleideten Fledermaushelden. Jedenfalls: Die letzten Ausgaben der Comic-Reihe führten Batman nach Paris. Dort heuert er im neusten Band einen Bat-Yamakasi an, der ihm mit seiner beachtlichen körperlichen Wendigkeit zur Seite steht. Hinter dem Nightrunner verbirgt sich Bilal Asselah, ein französischer Jugendlicher algerischer Abstammung aus der Vorortgemeinde Clichy-sous-Bois.

Der britische Drehbuchautor David Hine wollte mit dieser Figurenwahl bewusst die gängigen Hollywood-Klischees von Gut und Böse durchbrechen. Dabei mischt er die Fiktion mit der Wirklichkeit: In Clichy-sous-Bois hatten im Jahre 2005 effektiv die bisher schwersten Banlieue-Krawalle Frankreichs begonnen.

Im Comic lehnt Nightrunner alias Bilal die von Batman angetragene Kooperation zuerst ab, weil er befürchtet, dass dies in Clichy zusätzliche Spannungen bewirken könnte.

Der Gerechtigkeitssinn

Am Ende hilft Nightrunner dem amerikanischen Verbrechensbekämpfer schließlich aber doch. Und das gefällt nicht allen. Avi Green, ein weiterer Vertreter der amerikanischen Rechten, beklagte, dass Batman "keinen französischen Burschen oder ein Mädchen mit echtem Gerechtigkeitssinn anwirbt, sondern eher einen Vertreter einer 'unterdrückten' Minderheit".

Als jüngster der zahlreichen Batman-Autoren rechtfertigte sich Hin, der die Comic-Schauplätze gerne außerhalb der USA ansiedelt, zu der Kritik wie folgt: "Unter der Sarkozy-Regierung ist die französische Aktualität durch die Banlieues und die ethnischen Minderheiten bestimmt. Da war es unvermeidlich, dass mein Held frankoalgerischen Ursprungs ist."

Und als Franzose mit algerischen Wurzeln sei dessen Religion notgedrungen der Islam. "Die konservativen Blogger in den USA ertragen nicht, dass ein Comic zehn Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 einen muslimischen Superhelden in Szene setzt", kommentierte die Pariser Zeitung Le Figaro.

Das Magazin L'Express fügte jedoch an, dass "sich die öffentliche Meinung in Frankreich ebenfalls gegen die Idee sträubt, dass Muslime gleich wie alle Franzosen sind". Laut einer neuen Umfrage halten 68 Prozent der Franzosen die vier bis fünf Millionen Muslime in ihrem Land für "schlecht integriert". Dieses Bewusstsein zu ändern ist vielleicht Batmans schwierigste Mission. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 12. 1. 2011)