Wien - Der Kärntner Waffenproduzent Gaston Glock, für den Ex-Hypo-Chef Wolfgang Kulterer 2004 rund drei Millionen Euro in bar aus Liechtenstein geholt haben dürfte, hat dem Ex-Banker im vorigen Juli aus der Bredouille geholfen. Der 81-jährige Industrielle, der auch ausgedehnte Ländereien und bei Villach eine große Reitsport-Anlage sein Eigen nennt, hat Kulterer etliche seiner Kärntner Immobilien abgekauft. In Summe dürfte er dafür rund zwei Millionen Euro auf den Tisch gelegt haben.

Kulterer, selbst ein passionierter Reiter, ist im Frühling 2010 in schwere Finanznöte geraten. Die Banken haben, so erklärte das sein Anwalt Ferdinand Lanker, seine Kredite in der Höhe von mehr als zwei Mio. Euro fällig gestellt. Der Ex-Manager, der damals samt seinen Pferden auf der riesigen Suffield Farm in England residierte, hatte aber kein Bares - und versilberte daher am 6. Mai 2010 zunächst seine Wohnung in Klagenfurt. Den Erlös - rund 205.000 Euro - überwies Kulterer an die Bank für Kärnten und Steiermark.

Am 8. Juli 2010 folgte dann der Großteil seiner Liegenschaften rund um Muraunberg bei St. Veit an der Glan, wo Kulterer aufgewachsen ist. Die Muraunberger Reitanlage (rund drei Hektar Grund) mit 19 Pferdeboxen landeten bei der Familie des ehemaligen Steuerfahnders und Glock-Vertrauten Erich Schumach (sein Sohn ist Reittrainer und Dressur-Vizestaatsmeister), die angeblich eine halbe Million Euro bezahlte.

Verschiedene Verträge

Der Deal lief über die Immobilien-Gesellschaft Gut Muraunberg GmbH der Hypo-Leasing. Sie hatte finanziert und die Gesellschaft im Vorjahr, bereits unter Hypo-Group-Vorstandschef Gottwald Kranebitter, samt Verbindlichkeiten zum Verkauf gebracht.

Die Verkäufe von Kulterers Familiensilber wurden in verschiedenen Verträgen abgewickelt, wie sich aus Gerichtsakten ergibt. Während Schumachs in Muraunberg in erster Linie die Baulichkeiten wie Ställe und Büros übernahmen, griff Gaston Glock bei den Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen Kulterers zu.

Insgesamt dürfte Glock, der leidenschaftlich gern Immobilien kauft und dabei vor allem Standorte in seiner Kärntner Heimat bevorzugt, an die 22 Hektar Grund vom Ex-Chef seiner Hausbank erstanden haben, der Großteil davon ist Waldgebiet. Glock hat die Immobilien Kulterers persönlich gekauft - und nicht über die ihm zuzuordnenden Stiftungen Glock oder Value Privatstiftung. An die zwei Millionen Euro soll sich der Industrielle, der seit 2002 (schwarz-blaue Koalition) im Aufsichtsrat der Austro-Control sitzt und seit 2004 dort Präsident ist, Kulterers Wälder und Felder kosten haben lassen. Laut Kärntner Immo-Experten hat Glock (seine Anwälte waren nicht zu erreichen) marktkonforme Preise bezahlt. Kulterer soll das Geld zur Schuldentilgung verwendet haben. Die abrupten Verkäufe trugen Mitte August zu seiner Inhaftierung bei: Die Justiz vermutete Fluchtgefahr, Kulterer kam dank Kaution von 500.000 Euro (von Freunden und Nachbarn, wie er sagt) frei.

Nun steht ein weiteres Grundstück der Kulterers zum Verkauf: Das 13, 6-Hektar-große Dienstl Gut bei Launsdorf, ein Hotel samt Reit-Anlage und Military-Strecke. Das Gut gehört seit der Scheidung Kulterers Ex-Frau; laut Internet ist es um 3,5 Mio. Euro zu haben. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2011)