Das Jahr hat supergut begonnen, so einen Start kann man nur weiterempfehlen. Die ÖVP hat sich angesichts des Lesens unfähiger Schüler eine revolutionäre Reform im Schulwesen abgerungen. Besonders bestechend sind die Begriffe, die sie dabei gefunden hat.

An erster Stelle: die "Bildungsempfehlung". Empfehlung zur Bildung im Jahr 2011 - das macht wirklich was her.

Die Empfehlung wird gemäß ÖVP-Plan aber nach der vierten Volksschulklasse ausgesprochen und entscheidet, wie die Laufbahn weitergeht. Entweder Aufstieg ins alte Gymnasium oder in die Neue Mittelschule oder in der Vierten sitzenbleiben. Wie die Durchfall-Empfehlung heißen wird, ist leider nicht überliefert. Wortfindige konservative Profis werden den camouflierenden Begriff bestimmt bald finden.

Die Sache mit den Empfehlungen fürs Selbstverständliche ist - begrifflich - jedenfalls ausbaubar und könnte auf alle reformbedürftigen Themenkreise transponiert werden.

Da böte sich für die Justiz die Gerechtigkeitsempfehlung an, für Manager die Aktiengesetz-Lese-Empfehlung, für Landeshauptleute die Ausgaben-Addier-Empfehlung. Für Hochschüler die, ja, Höhere-Bildungs-Empfehlung, für Aufsichtsräte die Kontrollempfehlung, für Lobbyisten die Auftrag-Notier-Empfehlung.

Steht Österreich dann endlich in allen Disziplinen supernackt da, gibt's auch eine Empfehlung: warm anziehen. (Renate Graber, DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2011)