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Für eine langfristige Besserung der Lage in Haiti müsste die Wirtschaft stimuliert werden.

Foto: REUTERS/Allison Shelley

Handys sollen Haiti einen Weg aus dem Elend bringen. Zumindest wenn es nach Bill und Melinda Gates geht, deren Stiftung diese Woche in Port-au-Prince den ersten konkreten Schritt eines Projekts für "Mobile Money" präsentierte. Zehn Millionen Dollar hat man gemeinsam mit der US-Regierung ausgelobt, um Unternehmen zu unterstützen, die es ermöglichen, per SMS zu bezahlen, Geld zu überweisen, zu empfangen und zu speichern. Die ersten 2,5 Millionen Dollar erhält - wenig überraschend - der größte Mobilfunkbetreiber des Landes.

Schon vor dem Beben nutzten nur zehn Prozent der Haitianer Banken, von denen der Erdstoß viele zerstörte. Handys sind dagegen weit verbreitet. Utopisch ist es nicht, die Bezahlung per Handy einzuführen: In Kenia nutzen 13 Millionen Menschen das System. Der Vorteil: Die Bevölkerung wird unabhängig von traditionellen Banken oder Geldtransferunternehmen wie Western Union.

Für eine langfristige Besserung der Lage in Haiti müsste die Wirtschaft stimuliert werden. Zwei Drittel der Bevölkerung arbeiten in der kleinteilig strukturierten Landwirtschaft, die auf den ausgelaugten Böden wenig Ertrag abwirft. In Port-au-Prince dominieren Straßenhändler, Friseure und Lottobuden das Bild.

Rund 5,5 Milliarden Dollar betrug das Bruttoinlandsprodukt des Karibikstaats vor dem 12. Jänner 2010. Als die Erde 35 Sekunden bebte wurden Werte in der Höhe von über sieben Milliarden Dollar zerstört. Hunderttausende verloren ihre Arbeit, halten sich jetzt mit Einzelhandel über Wasser.

Potenzial hätte das Land durchaus. Im Nordosten gibt es Gold- und Kupfervorkommen, der Tourismus ist ausbaufähig. Doch Korruption und schlechte Ausbildung halten Investoren ab. Nur knapp die Hälfte der schulpflichtigen Kinder wird nach UN-Einschätzung tatsächlich unterrichtet. Die Schulen sind kostenpflichtig und für Bewohner der Elendsviertel kaum leistbar. Und die Höherqualifizierten wandern aus. (Michael Möseneder aus Port-au-Prince/DER STANDARD, Printausgabe, 12. Jänner 2011)