Google will mit seinem Chrome Browser nur mehr offene Video-Codes für HTML5-Seiten unterstützen.

Foto: Google

Google hat angekündigt, in Zukunft im eigenen Browser Chrome die HTML5-Unterstützung für das Video-Format H.264 einzustellen. Stattdessen will das Unternehmen wie auch Firefox nur mehr offene Formate unterstützen. Neben dem eigenen WebM/VP8 und den Theora Video Codecs könnten das auch noch andere offene Codecs sein, erklärt Produkt-Manager Mike Jazayeri in einem Blog-Eintrag.

In kommenden Monaten

Die Änderungen sollen in den kommenden Monaten vorgenommen werden. Damit will Google Website-Betreibern und Entwicklern Zeit geben, entsprechende Änderungen an ihren HTML5-Websites vorzunehmen, heißt es im Blog. Das proprietäre H.264 wird von Apple mit seinem Browser Safari und Microsoft mit dem Internet Explorer unterstützt. Firefox setzt stattdessen auf die offenen Codecs Theora und V8. Für Firefox gibt es auch ein Plug-In (von Microsoft), welches die H.264-Wiedergabe ermöglicht.

Lizenzgebühren

Die Nutzung des H.264-Codecs wird von der Gruppe MPEG-LA verwaltet. Geräte-Hersteller und Betreiber kostenpflichtiger Web-Dienste, die das Format unterstützen, sind zu Lizenzzahlungen verpflichtet. H.264 ist im Web ein weit verbreiteter Video-Codec und wird auch von zahlreichen Herstellern von Camcordern oder Abspielgeräten wie DVD- oder Blu-ray-Playern unterstützt. Anbieter von kostenlosen Web-Videos werden für die Nutzung laut MPEG-LA zumindest bis 2015 nicht zur Kasse gebeten, so paidContent.org. Danach dürften jedoch auch hier Lizenzgebühren verlangt werden.

"Codec Wars"

Cnet sieht Googles Entscheidung als Kampfansage, welche die "Codec Wars" weiter anheizen werde. Browser, die HTML5 unterstützen, können Videos ohne zusätzliches Plug-In wie Adobes Flash-Player abspielen. Bei der Standardisierung von HTML5 gibt es daher Uneinigkeiten, welche Codecs unterstützt werden sollen. Deswegen, und weil noch nicht alle Browser HTML5 unterstützen, setzen viele Entwickler und Video-Anbieter weiterhin auf Flash. Googles Entscheidung, so meinen einige Entwickler, nutze daher vor allem Adobe, dessen Flash-Player direkt mit Chrome ausgeliefert wird.

Offene Fragen

Für einige Beobachter widerspricht Googles aktuelle Entscheidung der bisherigen Linie und wirft Fragen zu anderen Diensten des Unternehmens auf. Blogger John Gruber fragt etwa, wieso Google nicht auch den Support für das proprietäre Flash-Plug-In aufgibt, wenn es in Zukunft ausschließlich auf offene Entwicklungen setzen will. Für den Blogger ist zudem unklar, ob nun auch die H.264-Unterstützung in Googles Smartphone-System Android und der Video-Plattform YouTube eingestellt wird. Zudem ist die MPEG-LA der Auffassung, dass auch der V8 Codec auf gewissen Patenten basiert, was in Zukunft zu Klagen führen könnte. Bislang hat sich in dieser Hinsicht jedoch nichts getan. Googles Chrome Browser hat derzeit einen Marktanteil von rund 10 Prozent. (br/derStandard.at, 12. Jänner 2010)

Der WebStandard auf Facebook