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Festspiel-Präsident Günter Rhomberg und Intendant David Pountney 2007 bei einer Programmpressekonferenz

Foto: APA/Bregenzer Festspiele / Niko Formanek

Bregenz - Der Vertrag von David Pountney als Intendant der Bregenzer Festspiele wird nicht verlängert,  erklärte Festspiel-Präsident Günter Rhomberg am Donnerstag gegenüber der Austria Presse Agentur. "Wir werden bis 2014 weiter gut mit ihm zusammenarbeiten und dann eine neue Lösung suchen", so Rhomberg. Er sei überrascht, dass sich Pountney erneut beworben habe - und zwar deshalb, weil Pountney seitens des Stiftungsvorstands "schon mehrfach persönlich" davon unterrichtet wurde, dass sein Vertrag nicht erneuert werden soll. Pountneys Intendanten-Vertrag läuft 2013 aus, für 2014 gebe es noch einen Regie-Vertrag mit ihm, so Rhomberg.

 Die Bregenzer Festspiele Privatstiftung hatte seit 4. Dezember 2010 zur Bewerbung um die Intendanz des Musikfestivals eingeladen. Man habe den Posten aufgrund des Stellenbesetzungsgesetzes zwingend neu ausschreiben müssen, wurde erklärt.  Rhomberg hatte angekündigt, für die Stelle ein Hearing mit mehreren Kandidaten durchführen zu wollen, die Entscheidung über die Besetzung soll im Frühjahr 2011 fallen.

Die  Ausschreibungsfrist  ging am 10. Jänner zu Ende. An diesem Tag habe sich der dreiköpfige Stiftungsvorstand erstmals mit den bisher eingegangenen Bewerbungen auseinandergesetzt, die Namen der Kandidaten seien nur diesen drei Personen bekannt, betonte Rhomberg. Man habe zu dem vertraulich laufenden Prozess - wer und wie viele sich beworben haben - gegenüber Medien keinen Kommentar abgegeben.

"Die einzige Bewerbung, die wir bestätigen können, ist diejenige von Herrn Intendant Pountney, welcher diese Aussage zu unserer Überraschung gestern bereits persönlich öffentlich gemacht hat", erklärte Rhomberg in einer Stellungnahme. Das Interview in den "Vorarlberger Nachrichten" am Mittwoch sei zudem "mit uns nicht abgesprochen" gewesen. Warum Pountney als Intendant nicht mehr infrage kommt, wollte Rhomberg  nicht sagen: "Es gibt verschiedene Gründe, die ich aber vertraulich behandeln möchte."

Medial lancierte Namen

Renommierte Kandidaten sollen sich für die Intendanz der Bregenzer Festspiele beworben haben, berichten die "Vorarlberger Nachrichten" in ihrer Donnerstag-Ausgabe, darunter   Bernd Loebe, seit 2002 Intendant an der Oper Frankfurt und seit Juni 2010 Vorsitzender der Deutschen Opernkonferenz. Loebes bis 2013 befristeter Vertrag wurde 2009 von der Stadt Frankfurt bis 2018 verlängert.

Ebenfalls im Gespräch sollen Dirigent Ulf Schirmer und Philipp Himmelmann sein, der bereits die Oper "Tosca" (2007/08) auf der Bregenzer Seebühne inszenierte. Interesse am Posten als Intendant der Bregenzer Festspiele zeigte auch Philippe Arlaud, Leiter des "Feldkirch Festival". Er gab erst kürzlich bekannt, dass er seine vertraglich 2012 auslaufende Arbeit nicht fortsetzen wolle.

Unter den Bewerbern soll sich laut dem Zeitungsbericht auch Georges Delnon, Direktor des Theaters Basel, befinden. Das Theater Basel hat eine Kandidatur ihres Direktors allerdings dementiert. Gegenüber der Schweizerischen Depeschenagentur erklärte das Haus am Donnerstag, dass sich Delnon nicht beworben habe. Delnon, daneben auch künstlerischer Leiter des Musiktheaters der Schwetzinger Festspiele in Baden-Württemberg, hat die Leitung des Basler Theaters in der Spielzeit 2006/2007 übernommen, sein Vertrag wurde 2008 bis 2016 verlängert.

Hinsichtlich dieses Berichts in den "Vorarlberger Nachrichten"  sprach Rhomberg von einer "Falschmeldung", in welcher "insbesondere die Namen der genannten Persönlichkeiten zum allergrößten Teil unrichtig sind". Da man allen potenziellen Kandidaten Vertraulichkeit zugesagt habe, sei den Festspielen dadurch großer Schaden entstanden. "Wir sind in einer sehr unangenehmen Situation. Ich bin den ganzen Tag damit beschäftigt, Medien abzuwehren und komme mit den Dementis gar nicht mehr nach", beklagte Rhomberg.

Poutney  in erster Reaktion "überrascht"

Pountney stünde als Intendant auch weiterhin zur Verfügung, wolle die erfolgreiche Arbeit der vergangenen sieben Jahre fortführen und sehe noch große Chancen für das Musikfestival am Bodensee, sagte er in einem Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" vom Mittwoch. Man müsse das Repertoire auf der Seebühne verbreitern. Mit Umberto Giordanos "André Chénier" (2011/12) und dem Musical "Show Boat" (ab 2013) hätte man es geschafft, von Verdi und Puccini wegzukommen; damit eröffneten sich viele weitere Möglichkeiten. Pountney verantwortet die künstlerische Leitung seit 2004, 2006 wurde sein Fünfjahresvertrag bis 2013 verlängert.

Pountney hat sich in einer ersten Reaktion über die Nicht-Verlängerung seines Vertrags "überrascht" gezeigt. Er habe gewusst, dass sein Kontrakt nicht im Voraus verlängert werde und sich Festspiel-Präsident  Rhomberg andere Kandidaten ansehen wolle. "Das ist auch völlig in Ordnung. Aber dass ich mich praktisch nicht mehr hätte bewerben dürfen, das verblüfft mich total", sagte der Brite zur APA.

Man habe ihm seitens der Festspiele nie gesagt, dass er sich nicht bewerben solle, vermutete Pountney so etwas wie einen "Alleingang" von Rhomberg. Selbstverständlich habe niemand das Recht, ewig auf einer Position zu bleiben, aber man habe das Recht, als Kandidat ernst genommen zu werden. Da nun klar sei, dass seine Intendanz 2013 ende, "akzeptiere ich das", erklärte der 63-Jährige. Seinen Vertrag werde er selbstverständlich einhalten, "ich bin keiner, der davonläuft", so Pountney.

Das Verhältnis zu Rhomberg beschrieb der Brite als "sehr gut, er hat mich in meiner Arbeit immer unterstützt. Wir haben eine sehr positive und sehr kreative Beziehung gehabt, und ich fände es schade, wenn sich das nun ändern würde", sagte der Intendant. Er sei ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Bregenzer Festspiele und wolle nicht, dass das Festival irgendeinen Schaden nehme. (APA)