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Glock-Pistole19, im Kaliber 9x19 mm

Foto: EPA/CARSTEN REHDER

Greg Wolff besitzt zwei Waffenläden in Arizona, einen in der Hauptstadt Phoenix, einen in Mesa. "Glockmeister" ist ein Familienunternehmen, spezialisiert auf Handfeuerwaffen der Firma Glock. Wolff kennt das Business. So kam es, dass er kurz nach den Meldungen über das Attentat in Tuscon zum Telefon griff und seinen Manager anrief. Der mutmaßliche Schütze schoss mit einer Glock 19, Halbautomatik, 499 Dollar das Stück, ziemlich beliebtes Modell. Folgerichtig, so Wolffs Gedankengang, seien nun schleunigst die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Denn "Glockmeister" habe sich auf einen Ansturm neuer Kundschaft vorzubereiten.

Und Wolff behielt Recht. Zwei Tage nach dem Attentat ging die doppelte Menge an Glocks über "Glockmeisters" Ladentische. "Wenn solche Ereignisse passieren, befürchten die Leute, dass die Regierung Verbote beschließt", sagte Wolff am Mittwoch gegenüber dem US-Nachrichtensender Bloomberg.

Während die einen das Grundrecht der Amerikaner, eine Waffe tragen zu dürfen, zumindest in Ansätzen überdenken wollen, fürchten sich die anderen vor einer Lockerung des Rechts auf Selbstverteidigung. Also strömen sie in Geschäfte wie jene von Greg Wolff und decken sich mit Nachschub ein. "Laut den Angaben diverser Waffenhändler in Arizona findet sich die Glock 19, made by Glock GmbH mit Hauptsitz in Deutsch-Wagram, Österreich, unter den meistverkauften in den vergangenen Tagen", berichtet Bloomberg am Mittwoch.

60 Prozent Anstieg

Laut FBI-Angaben sprang die Anzahl der verkauften Handfeuerwaffen in Arizona alleine am 10. Jänner 2011 auf 263 Stück. Das ist ein Anstieg von 60 Prozent verglichen mit den 164 Pistolen, die am selben Tag des Vorjahres verkauft wurden. 60 Prozent sind der landesweit zweithöchste Wert (nach Ohio mit 65 Prozent), auf nationaler Ebene stieg der Verkauf um fünf Prozent (7.906 Pistolen).

Waffen gibt es in Arizona im Geschäft ums Eck, im Sportgeschäft etwa oder bei einschlägigen Ladenketten, Patronen und Magazine liegen im Kaufhaus neben Socken und Lebensmittel. Ein Anruf beim FBI, ein Durchchecken der kriminellen Vergangenheit des Kunden, genügt, um die geladene Waffe, bei positivem Backgroundcheck, mit nach Hause nehmen zu können.

Jedes Jahr sterben in den USA rund 30.000 Menschen durch Schusswaffen. Knapp 60 Prozent davon sind Selbstmorde, 40 Prozent sind Tötungsdelikte. Das sind weitaus mehr Tote als durch alle US-Kriegseinsätze im Ausland (2010: 499 tote US-Soldaten in Afghanistan, 2010: 60 tote US-Soldaten im Irak. Bisher starben 4.432 US-Soldaten seit dem Einmarsch in den Irak 2003, 1.455 in Afghanistan seit 2001).

Waffenkauf und -verbot

Versagt bleibt der Waffenkauf etwa bei unehrenhafter Entlassung vom Militär, bei kriminellen Verfehlungen oder gerichtlich festgestellter Drogenabhängigkeit. Loughner war nicht aktenkundig, eine Anklage gegen ihn wegen Drogenmissbrauchs wurde abgeschmettert. Mitten in der Diskussion rund um die Frage nach der politischen Mitschuld am Attentat platzt nun die Frage, warum jemand wie Jared Lee Loughner eine derartige Waffe mit großen Magazinen überhaupt tragen durfte.

Bis 2004 war der Verkauf von halbautomatischen Waffen mit mehr als Zehn-Schuss-Magazinen verboten. 1993 hatte der damalige Präsident Bill Clinton ein Gesetz durchgesetzt, das eine Überprüfung von Waffenkäufern bei registrierten Händlern notwendig machte. Im folgenden Jahr wurden Sturmgewehre verboten. Unter George W. Bush lief das Gesetz aus und wurde nicht verlängert. In sechs Bundesstaaten, darunter etwa in Kalifornien und New York, gelten weiterhin ähnliche Regeln. (fin, derStandard.at, 12.1.2011)