
Das Denkmal erinnert an Steyregger Bombenopfer
Linz - Scharfe Kritik üben Wissenschafter und antifaschistische Organisationen jetzt an einem "Friedens- und Bombenkriegsdenkmal" im oberösterreichischen Steyregg. Das Denkmal, das an die lokalen Opfer alliierter Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg erinnert, war im November enthüllt und der Stadtgemeinde übergeben worden. Sauer stößt den Kritikern auf, dass die Zusatztafel an dem Denkmal keinen Hinweis auf die Ursache der alliierten Bombenangriffe enthält. Es entstehe so der Eindruck, dass die Bombardierungen durch die Alliierten "grundlos" passiert seien.
"Wer Krieg begonnen hat"
"Selbstverständlich ist es legitim, der Opfer alliierter Bombenangriffe zu gedenken. Aber es gilt dabei immer auch festzuhalten, wer den Weltkrieg vom Zaun gebrochen und wer mit der systematischen Bombardierung der Zivilbevölkerung begonnen hat: Das nationalsozialistische Deutschland", kritisiert etwa der Politikwissenschafter Anton Pelinka.
Auch der Historiker Michael John von der Linzer Johannes-Kepler-Universität betont, die geschichtlichen Zusammenhänge dürften nicht einfach totgeschwiegen werden. Laut John richteten sich die späteren alliierten Luftangriffe im Linzer Raum hauptsächlich gegen die Rüstungsindustrie: "Sie trugen aus militärischer Sicht dazu bei, das verbrecherische NS-Regime zu zerschlagen." Willi Mernyi, Bundesvorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), sieht nun Steyregg gefordert: "Die Stadt muss eine Tafel mit geschichtlichen Zusammenhängen anbringen."
"Eine Zumutung"
Steyreggs Bürgermeister Josef Buchner reagiert im Standard-Gespräch auf die Experten-Kritik hörbar verschnupft: "Ich lasse jetzt auf keinen Fall zu, dass meine Stadt ins rechte Eck gedrängt wird. Gerade dieses Mahnmal verweist auf die furchtbaren Folgen dieses Systems. Die Kritik ist eine Zumutung. Entfernen wir doch alle Kriegerdenkmäler in Österreich, die für mich Mahnmäler gegen Gewaltsysteme jeder Art sind, damit wir nicht auch da noch in die Nähe von ,Geschichtsverfälschung durch Weglassen' kommen." (mro, DER STANDARD Printausgabe, 13.1.2011)