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Traumwetter auf dem Kärntner Dobratsch. Der Weg hinauf beginnt in Österreichs Bergen für Tourengeher oft mit Ungemach

Foto: APA/Gindl

Innsbruck - "Fundamentalismus bringt nichts", sagt Thomas Pupp. So wie sich die Ende der vergangenen Woche ausgebrochene Diskussion über Skitourengeher auf Pisten entwickle, meint der Landesvorsitzende der Tiroler Naturfreunde, "läuft das auf eine Pattsituation hinaus".

Wie berichtet, stoßen sich Liftbetreiber vermehrt daran, dass immer mehr Skitourengeher den Pistenrand als Aufstiegsspur und die Piste zur Abfahrt nutzen - und dafür nicht nur nichts bezahlen, sondern auch noch Parkplätze und Infrastruktur (etwa Toiletten) blockieren, frisch präparierte Pisten befahren und beim Aufstieg für abfahrende Skifahrer eine Gefahr darstellen können. In vielen Regionen sollen Tourengeher deshalb Parkplatzgebühren bezahlen. Das ist weitgehend unumstritten. Doch seit der Standard berichtete, dass in drei Kärntner Skigebieten von Tourengehern "Pistengebühren" verlangt werden, gehen die Emotionen hoch. Liftbetreiber drohen Verweigerern mit Anzeigen. Und Alpenvereinsfunktionäre bezeichnen die Gebühr als illegal, da sie das unter anderem im Forstgesetz festgeschriebene freie Wegerecht mit Füßen trete.

"Keine Verbote aus Prinzip"

"Es bringt niemandem etwas, sich auf Gesetze zu berufen, die aus einer anderen Zeit stammen", mahnt der Naturfreunde-Chef aber beide Parteien gleichermaßen. Denn: "Es hat auch keinen Sinn, einem Trend, der touristisches Potenzial hat, aus Prinzip mit Verboten und Einschränkungen zu begegnen." Denn während Pistenskilauf stagniert, verzeichnet das Tourengehen jährlich zweistellige Zuwachsraten.

Pupp verweist auf eine historische Parallele: "Das war zu Beginn des Mountainbikebooms genauso. Gemeinden verboten, behinderten und schränkten so lange ein, bis sie sahen, wie die Leute mit sündteuren Rädern auf dem Autodach kamen - und viel Geld ausgaben. Heute umwirbt jeder diese Zielgruppe."

Statt zu verbieten und zu vergraulen, seien daher "Ideen, Flexibilität und Kreativität" gefragt. Als Beispiel dafür, dass das möglich ist, verweist Pupp auf die Region rund um Innsbruck: "Vor drei Jahren wurde hier von Alpenverein, Naturfreunden und dem Kuratorium Sicherheit im Bergland ein Zehn-Punkte-Regelwerk für Skitouren auf Pisten formuliert. Und seit einem Jahr sind jeden Abend abwechselnd auf einem der Hausberge rund um Innsbruck Nachttouren möglich: Die Tourengeher wissen, dass es dort sicher ist - und die Hütten haben bis 22 Uhr offen."(Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe, 13.1.2011)