London - Um zu erforschen, wie sich wandelnde Umweltbedingungen auf Tiere auswirken, beobachten Forscher meist bestimmte Individuen in Gruppen. Um dieser wiederzuerkennen, werden die Tiere gekennzeichnet: So erhalten ausgewählte Kaiserpinguine Plastik- oder Metallbänder um ihre "Armflossen" geheftet.
Schon in den 1970er-Jahren stellten Wissenschafter indes fest, dass die Bänder die Flossen verletzen und die Tiere beim Schwimmen behindern können. Die Markierungsbänder erhöhen nämlich den Widerstand im Wasser und damit den Energieverbrauch der Tiere. Die langfristigen Auswirkungen der Markierungen waren bisher unter Fachleuten aber umstritten.
Das wird sich mit der heute im Fachblatt "Nature" (Bd. 469, S. 203) veröffentlichten Untersuchung von Claire Saraux und Kollegen von der Universität Straßburg wohl ändern. Die französischen Forscher haben über zehn Jahre lang das Verhalten und die Reproduktionsraten von 50 markierten und 50 nicht markierten Tieren einer Königspinguin-Kolonie analysiert, die auf einer Insel in der Antarktis brüten.
Dabei stellten sie fest, dass die markierten Tiere 39 Prozent weniger Jungtiere hatten als die nicht markierten. Zudem war ihre Überlebensrate um 16 Prozent geringer. Vor allem schwächere Tiere litten unter den Bändern. Außerdem fanden die Forscher heraus, dass die markierten Pinguine im Schnitt um 16 Tage später zum Brüten eintrafen als die anderen.
Die Forscher untersuchten auch noch die Reaktionen der zwei Pinguingruppen auf Klimaveränderungen. Dabei zeigte sich, dass die markierten Tiere in wärmeren Jahren später zum Brüten eintrafen als die nicht markierten Tiere. Unterschiedliche Auswirkungen hatte auch die Wassertemperatur.
Die Schlussfolgerung der Forscher: Markierungsbänder beeinflussen das Verhalten der markierten Tiere so stark, dass diese für Untersuchungen über die Einflüsse des Klimawandels nicht wirklich geeignet sind. (tasch, APA/DER STANDARD, Printausgabe, 13. 1. 2011)