Auf den Scheiben von Bim-Stationen gedeihen die Eisblumen immer noch prächtig.

Foto: David

Diese Blumen stehen eindeutig auf der Roten Liste. Und das ist gut so - sagt der Kopf. Trotzdem stimmt ihr Verschwinden etwas wehmütig, als wären es Blumen auf der Wiese, die sich für immer verabschieden.

Die Eisblumen, die Fensterscheiben und sonstiges Glas im Wechselbad der Temperaturen zierten, werden seltener und seltener. Ihr Habitat haben sie in erster Linie nur in Häusern oder Wohnungen, wo es noch dünne Fensterscheiben gibt und wenn die Temperatur unter die Null Grad sinkt. Draußen kalt und drinnen warm - an dieser Schnittstelle fühlen sie sich wohl, wenn das Wasser kondensiert und friert.

Bedrängt werden sie von Niedrigenergie-Häusern, Passiv-Häusern, Plus-Energie-Häusern. Und den mehr oder weniger super isolierenden Fenstern in Neubauten und sanierten Gebäuden. Und je mehr dieser energiebilanzmäßig tollen Fenster eingebaut werden - desto weniger Fläche finden sie, wo sie sich manifestieren können, die Eisblumen.

Scheiben ohne Innen und Außen

Ein Bild aus unserer Jugend ist es, das damit verschwindet. Etwas, was zum Winter einfach dazu gehörte. Doch in der klirrenden Kälte dieses Jahreswechsels fanden wir sie wieder: Hunderte, tausende Eisblumen, die an den Scheiben der Bim-Station erblühten. Dort draußen, wo es kein Innen und Außen gibt, wo es vollkommen wurscht ist, welchen k-Wert die Scheiben haben, dort gibt es sie gerade noch, die Eisblumen.

Und natürlich auf all den Windschutzscheiben der Autos, das wohl größte Biotop dieser Spezies. Aber wie lange noch? Die Benzin- und Dieselpreise sind zum Jahreswechsel wieder einmal ordentlich nach oben geschnalzt. Und sie steigen weiter. (Roman David-Freihsl, derStandard.at, 13.1.2011)

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