Klagenfurt - Der erste Zeuge im AvW-Prozess hat den wegen gewerbsmäßig schweren Betrugs und Untreue vor Gericht stehenden Kärntner Finanzjongleur Wolfgang Auer-Welsbach massiv unter Druck gebracht. Kurzzeit-AvW-Vorstand Arnulf Komposch sagte aus, dass die Auer-Welsbach zuzurechnende Gesellschaft, Auer von Welsbach GmbH, von der AvW Gruppe Darlehen von 5,3 Mio. Euro bekommen habe. Er belastete auch den ehemaligen AvW-Prokuristen K., den Auer-Welsbach für den Niedergang seiner Firmen verantwortlich macht. Auer-Welsbach indes ließ wissen, dass er den für die rund 12.500 Genussscheininhaber eingetretenen Schaden "wirklich" bedaure.

Komposch hatte im April 2010 bei der Staatsanwaltschaft ausgepackt und dadurch Auer-Welsbach ans Messer geliefert. Am dritten Verhandlungstag wiederholte er seine Aussagen. Auch die Liechtenstein-Gelder von Auer-Welsbach kamen zur Sprache. Laut Komposch haben weder die Ehefrau des Angeklagten noch dessen Sohn von Stiftungen in dem Fürstentum gewusst. Als sie im März 2010 davon erfahren hätten, seien sie "aus allen Wolken gefallen."

Erhellung über die Liechtensteingelder könnten Unterlagen vom Fürstlichen Landgericht Vaduz bringen. Diese sollten Ende nächster Woche in Klagenfurt eintrudeln, gab Staatsanwalt Christof Pollak bekannt. Laut dem Liechtensteiner Gericht hatte ja Auer-Welsbach noch im Mai 2010 Vermögenswerte im Wert von 7 Mio. Euro plus 1 Mio. Schweizer Franken in dem Fürstentum gebunkert, davon sollen 4,9 Mio. Euro in einer Gesellschaft namens GIB liegen. Dem Angeklagten zufolge waren in der GIB fast nur AvW-Invest-Aktien, die damals bereits wertlos gewesen wären, da Anfang Mai über die AvW Invest der Konkurs eröffnet worden sei. Pollak hingegen stellte klar: "Die Depots betreffen nicht ausschließlich AvW-Invest-Aktien."

Haider-Hilfszusage

Auch die angebliche Hilfszusage des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider war wieder Thema. Auer-Welsbach, so Komposch, habe ihm davon erzählt. "Wir werden ein Kärntner Unternehmen nicht hängen lassen", soll Haider gesagt haben. Im September 2008 habe Komposch überdies einen Anruf vom damaligen AvW-Vorstand Reinhold Oblak bekommen, der sogar den damaligen Bundeskanzler Alfred Gusenbauer - "an sich ein guter Freund von mir" - einspannen habe wollen. "Es ging um eine Hilfe aus dem Bankenpaket."

Am Nachmittag wurde dann wieder der Angeklagte befragt, erneut ging es um inkriminierte Vermögensverschiebungen. Er begründete den Kauf AvW-Invest-Aktien aus seinem Privatvermögen noch im Oktober 2008 folgendermaßen: "Die AvW Invest war immer ein Fundamental-Tip-Top-Unternehmen."

Am Nachmittag wurde die Einvernahme des Angeklagten "wegen Erschöpfung" bereits kurz vor 15.00 Uhr abgebrochen. Auer-Welsbach zu Richter Christian Liebhauser-Karl: "Ich bekomme ja nicht so viel Sonne wie Sie, Herr Rat."

Weiter geht es dann am Montag mit der Befragung weiterer Zeugen - die ersten großen Genussscheinvermittler und Kunden sollen dem Gericht Rede und Antwort stehen. Zwischendurch soll Auer-Welsbach immer wieder von Staatsanwaltschaft und Verteidigung befragt werden dürfen. (APA)