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Mindestens 15 Tote forderte die Flut in Australien.

Foto: EPA/DEAN LEWINS

Die verheerenden Überschwemmungen in Australien haben Milliardenschäden angerichtet und stellen das Land vor gewaltige Herausforderungen. "Auf uns kommt ein Wiederaufbau wie nach einem Krieg zu", sagte die Regierungschefin von Queensland, Anna Bligh. In der Millionenstadt Brisbane wurden bis Donnerstag mehr als 15.000 Häuser überflutet. Das nahe gelegene Ipswich stand zu einem Drittel unter Wasser, in Toowoomba hatte eine meterhohe Sturzflut gewaltige Zerstörungen angerichtet. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 15. Mehr als 60 Menschen wurden noch vermisst.

Ökonomen rechnen mit Schäden in Höhe von bis zu 20 Milliarden australische Dollar (15,2 Milliarden Euro) und Produktionsausfällen von weiteren neun Milliarden. In Rockhampton war der Flughafen geschlossen, und weite Teile des Schienennetzes im Bundesstaat Queensland lagen brach. Brisbane atmete am Donnerstagmorgen zwar ein wenig auf, weil das Hochwasser mit 4,46 Metern unter der befürchteten Höchstmarke von mehr als fünf Metern blieb.

Mehr als 1,5 Meter Wasser

Dennoch war der Schaden immens: Zahlreiche Stadtteile standen mehr als 1,50 Meter unter Wasser. Die reißende Strömung des über die Ufer getretenen Brisbane River zerrte viele Uferanlagen aus der Verankerung, und die Flut riss hunderte Autos sowie Boote, Container und Anlegestege mit.

Eine solche Naturkatastrophe habe der Bundesstaat noch nie erlebt, sagte Bligh. Bei den schweren Überschwemmungen 1974 war das Hochwasser zwar höher, doch ist die Stadt seitdem erheblich gewachsen, und die Schäden werden entsprechen höher ausfallen. 115.000 Haushalte waren am Donnerstag noch ohne Strom.

Doch der Hochwasserscheitel in Brisbane war kaum überschritten, da krempelten die Australier bereits die Ärmel hoch. So, wie in Brisbane ganze Nachbarschaften inklusive Außenminister Kevin Rudd bis zu den Knien im Wasser standen und sich gegenseitig beim Retten der Habseligkeiten halfen, soll nun der Wiederaufbau in Angriff genommen werden. Das ist ganz nach dem Geschmack von Bligh.

Regierungschefin motiviert Bewohner

"Wir weinen um unsere Verluste, aber wir dürfen nicht vergessen, was wir sind: Queenslander!", rief die Regierungschefin ihren Landleuten emotional zu. "Wir sind diejenigen, die wieder aufstehen, wenn sie umgehauen werden." Es wird trotzdem schwer, auch für hartgesottene Queenslander. Die Zerstörung ist immens: viele Häuser haben bis zur Zimmerdecke im dreckigen Flutwasser gestanden. "So mancher wird nach Hause kommen und feststellen, dass sein Haus nie wieder bewohnbar sein wird", warnte Bligh.

Brisbanes Bürgermeister Campbell Newman präsentierte bereits seinen Wiederaufbauplan. Als erstes will er die Straßen frei bekommen, damit die Leute zurück nach Hause können. "Wir müssen die Trümmer wegräumen, das ist ein Rieseneinsatz und wir brauchen viele Freiwillige", sagte er. "Wer Radlader und Kipper hat und sie umsonst zur Verfügung stellen will: bitte melden", appellierte er. Eine Armee von Freiwilligen steht schon parat. "Hunderte haben die Stadtverwaltung angerufen und sich zur Verfügung gestellt", sagte Oppositionsführer Tony Abbott. "Eine tolle Demonstration des australischen Gemeinschaftssinns."(APA)