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Steve Ballmer und Ray Ozzie

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Nach 23 Jahren ist Schluss: Via Mail an die Microsoft-Mitarbeiter gab Steve Ballmer bekannt, dass Microsoft-Serverchef Bob Muglia im Sommer das Unternehmen verlassen wird. Obwohl der oberste Chef des weltgrössten Softwarekonzerns Muglia als "phänomenalen Partner" beschreibt, ist für Branchenbeobachter klar, dass dieser Abgang von Ballmer forciert wurde.  "Techcrunch" etwa schreibt, der Manager habe mit seiner Kündigung die Schmach einer Degradierung verhindern wollen.

Machtkampf

Microsoft-Kennern zufolge wurde Muglia Opfer eines Machtkampfs - ein Vorgang, der eigentlich nicht weiter beachtenswert wäre, wäre da nicht die lange Liste ähnlicher Fälle: Innerhalb der letzten Monate hat fast die gesamte Führungsspitze den Konzern verlassen - zum Teil aus eigenem Antrieb, zum Teil auf Drängen Ballmers.

Viele Aktien verkauft

Derzeit wird gerätselt, welche Folgen die vielen Wechsel an der Führungsspitze für den obersten Chef selbst haben. Vor allem stellt sich die Frage: Bereitet Ballmer auch seinen eigenen Abgang vor? Ein Indiz in diese Richtung ist der Verkauf von 75 Millionen Microsoft-Aktien im vergangenen Jahr, welche Steve Ballmers Privatvermögen auf einen Schlag um 1,3 Milliarden erhöhte.

Ein weiterer Hinweis auf einen möglichen Abgang: (Ehemalige) Weggefährten kritisieren den Chef seit 2010 öffentlich. Die Unternehmenslegende Ray Ozzie etwa wirft dem obersten Firmenverantwortlichen einige Versäumnisse vor. "So manch eine Chance, die ich in einem Memo vor fünf Jahren beschrieben habe", kritisiert er in seinem Blog, "bleibt flüchtig und muss erst noch umgesetzt werden."

Wie lange hält Bill Gates an seinem Uni-Gefährten fest?

Bereits 2009 wurde im Heimmarkt USA heftig über das Ende des Bill-Gates-Nachfolgers spekuliert. "Abgelenkt vom Desaster mit Windows Vista hat Ballmer alle grossen Trends der letzten 10 Jahre verschlafen", kritisierte etwa "Newsweek". Andere Medien schrieben nach den Megaflops Courier (Tablet) und Kin (Smartphone), dass Ballmer sich nur noch darum im Sattel halten könne, weil er ein alter Freund und Uni-Gefährte von Software-Guru Bill Gates sei.

Ballmer lieferte auf der zu Ende gegangenen Consumer Electronics Show in Las Vegas weitere Argumente für seine Kritiker. Der Microsoft-Chef thematisierte dort Games, Smartphones und Notebooks - das iPad indes erwähnte er mit keiner Silbe, denn auch Ballmer weiss, dass er auf dem Gebiet der flachen Rechner seinem ewigen Rivalen Apple nicht das Wasser reichen kann.

"Technologische Selbstgenügsamkeit"

"Zu gross, zu unbeweglich sitzt das gigantische Schlachtschiff da, ein Opfer von strategischen Fehlentscheidungen und technologischer Selbstgenügsamkeit, am Himmel kreisen die Geier", konstatiert "Welt" . Diese müssen allerdings noch zuwarten. Der Umbau der Führungsspitze zeigt, dass Microsoft  noch lebt. (Reto Knobel, Tagesanzeiger.ch/Newsnetz)

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