Bei entsprechender Publikumslaune ein Mitsing-Klassiker (und auch einst wesentlicher Geburtshelfer) der Programmkino-Bewegung: die "Rocky Horror Picture Show" von 1975

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Jene Lichtspielhäuser, die österreichweit dafür sorgen, dass ein filminteressiertes Publikum neben ferngesteuerter Industrieware auch weniger massenkompatibles, randständiges, junges, lokales, experimentelles, dokumentarisches Filmschaffen zu sehen bekommt, nennt man aufgrund dieser profilierten Programmatik auch Programmkinos. Um einmal deutlich auf sich und ihre Arbeit hinzuweisen, laden diese verdienstvollen Einrichtungen nun zu einem Tag der offenen Tür, der den Kinogepflogenheiten gemäß jedoch am Abend beginnt.

Im Rahmen dieser langen Nacht, an der insgesamt 14 Spielstätten teilnehmen, finden jede Menge Vorpremieren statt - unter anderem von Mike Leighs Another Year und Casey Afflecks (Fake-)Doku I'm Still Here. Es gibt Reprisen von Programmkinolieblingen wie Wong Kar-wais In The Mood for Love, von Kultfilmen wie The Rocky Horror Picture Show und Klassikern wie Karl Valentin sowie Überraschungsfilme.

Die Veranstaltung hat außerdem einen ernsten Hintergrund: Die von den Marktführern hierzulande bereits weit vorangetriebene Umstellung des Kino- und Verleihbetriebs von analog auf digital bringt auch die Programmkinos in Zugzwang. Die Kosten für die Umrüstung (angenommene Grundkosten von 80.000 Euro pro Saal) können jedoch ohne öffentliche Förderung kaum gestemmt werden. Die Kinobetreiber haben sich deshalb vergangenen Oktober zur IG Programmkino zusammengeschlossen.

Gemeinsam wollen sie in der Öffentlichkeit noch mehr Bewusstsein für ihre filmkulturelle Vermittlungsarbeit schaffen und von den zuständigen Politikern mit noch mehr Nachdruck ein Förderkonzept für die Digitalisierung fordern. Dafür glühen von Freitag auf Samstag österreichweit noch einmal die Filmprojektoren. (irr / DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2011)