Illustration: NASA/GSFC

Wien - Ein Wiener Unternehmen hat einen Mechanismus für eines der drei Hauptinstrumente des James-Webb-Teleskops gebaut. Als Nachfolger des Hubble-Teleskops soll dieses Gemeinschaftsprojekt der USA, Europas und Kanadas frühestens ab 2014 Bilder aus der Frühzeit des Universums liefern. Für zwei der drei Instrumente des Teleskops ist die Europäische Weltraumorganisation ESA verantwortlich, an einem davon ist RUAG Space in Wien beteiligt, teilte die Firma am Donnerstag in einer Aussendung mit.

Der Primärspiegel des auf den Infrarot-Bereich spezialisierten Weltraumteleskops wird einen Durchmesser von 6,5 Metern haben. Der Spiegel wie auch die Sonnenabschirmung können sich erst im Weltraum zur vollen Größe entfalten. Im Gegensatz zu Hubble, das die Erde in einer Höhe von knapp 600 Kilometern umkreist, wird das James-Webb Teleskop etwa 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt positioniert sein. Ziel ist es, Sterne und Galaxien aus den Anfängen des Universums zu erspähen.

Entwicklung

Einer der beiden europäischen Beiträge zur Mission, das "Superauge" NIRSpec, wird vom Hauptauftragnehmer EADS Astrium in Deutschland entwickelt. Es soll schwächste Infrarotstrahlungen von den entferntesten Galaxien aufspüren. Dazu muss das rund 200 Kilogramm schwere Instrument bei einer Temperatur von minus 238 Grad Celsius arbeiten. Während des Messvorgangs wird es notwendig sein, unterschiedliche optische Filter in den Strahlengang des Instruments zu schwenken. Unter der Gesamtverantwortung der Zeiss Optronics in Deutschland hat RUAG Space in Wien für diese beiden als Räder ausgeführten Filter-Systeme die mechanische Ständerstruktur mit ihren speziellen Kugellagern entwickelt, gefertigt und getestet.

Der Gesamtumsatz für diesen Auftrag beläuft sich auf mehr als drei Millionen Euro. Zudem wird das Unternehmen die Thermalisolation für die große Kommunikationsantenne des Teleskops liefern.

Geplanter Start und Finanzen

Den derzeitigen Plänen zufolge soll das James-Webb-Teleskop mit einer Ariane-5-Rakete vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana aus starten. Da die erwarteten Kosten - wie berichtet - allerdings mit 6,5 Milliarden Dollar (derzeit knapp 4,9 Milliarden Euro) um 1,4 Milliarden Dollar über dem Plan liegen, könnte sich der für Juni 2014 geplante Start um 15 Monate oder sogar noch länger verzögern, hieß es vergangenen Herbst im Untersuchungsbericht einer unabhängigen Arbeitsgruppe. Und sogar ein auf September 2015 verschobener Start wäre nur dann möglich, wenn die NASA in den nächsten zwei Jahren jeweils zusätzliche rund 200 Millionen Dollar lockermachen würde, stellte das Gremium fest. Ein späterer Start würde die Kosten noch weiter in die Höhe treiben. (APA/red)