Wie bei allen gesellschaftlich relevanten Zukunftsthemen prallen auch beim Thema "Bildung" sozialromantisch-linke und bürgerlich-elitäre Positionen aufeinander.

Zu mehr als Kosmetik in nicht nachweisbaren Dosen taugt aber keine davon. Eingefleischte Linkstheoretiker wollen am liebsten alle Kinder in einer Einheitsschule sehen, die ohne jeden Leistungsnachweis auskommen soll. Aber: Wie sollen sich in rosa Watte gebettete Kinder - vollkommen unvorbereitet - später in einer globalisierten Leistungsgesellschaft zurechtfinden, wenn niemand mehr die Schwerkraft für sie außer Kraft setzen kann?

Auch wie das Bildungsniveau für alle steigen soll, wenn man hochtalentierte und leistungsschwache Kinder in eine gemeinsame Klasse steckt, bleibt für Menschen mit Hausverstand ein Rätsel. Von rechts hingegen steht ein Reformvorschlag aus - und das schon seit Jahrzehnten.

Eiserne Verfechter des Bürgertums wiederum scheinen nur ein Ziel zu haben: anderen den sozialen Aufstieg zu erschweren und zu verhindern, dass die eigenen Kinder auf andere soziale Schichten oder gar Kulturen treffen.

Neben dem bereits erwiesenen Scheitern beider Konzepte verbindet beide Lager noch ein weiteres Merkmal: So wie einst DDR-Politbonzen um Erich Honecker ihre eigenen Kinder in Schweizer Eliteschulen schickten, so denkt auch heute kaum ein heimischer Bildungsexperte oder gar Politiker daran, seinen Kindern die von ihm lautstark propagierte Schule zuzumuten.

Wenig überraschend boomen Privatschulen und werden nach Umsetzung der aktuell diskutierten Reförmchen einen nie dagewesenen Ansturm erleben. (vgl. Seite 30) Die erwünschte soziale Durchlässigkeit wird in der Realität damit ins Gegenteil pervertiert werden. Da machen auch ein paar angegraute Selbstdarsteller, die ein Bildungsvolksbegehren für ein wenig Öffentlichkeit nutzen wollen, wenig Hoffnung.

Fakt ist: Die Vielfalt der Bildungsangebote und die Differenzierung durch individuelle Talenteförderung unterscheiden unser erstarrtes Bildungssystem von jenem führender PISA-Staaten. Eine von Ministerialbeamten gesteuerte, zentralistische oder gar "verländerte" Bildungsplanwirtschaft ist dafür untauglich und gibt es deshalb auch fast nur noch in Nordkorea - und bei uns.

Artikel 26, Absatz 3 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte definiert: "Die Eltern haben ein vorrangiges Recht, die Art der Bildung zu wählen, die ihren Kindern zuteil werden soll". Warum erfüllen wir dieses Menschenrecht nicht auch endlich in Österreich mit Leben?

Mit folgenden beiden einfachen Schritten wäre das möglich: der Durchführung einer öffentlichen Ausschreibung zum Zwecke der Privatisierung aller Schulen sowie der Umstellung der Finanzierung auf Bildungsschecks. Aufkommensneutral zum derzeitigen Bildungsbudget, könnte der Staat jedem Schüler einen Bildungsscheck in der Höhe von 800 Euro pro Monat ausstellen. Dieser könnte in jeder registrierten Schule eingelöst werden und würde den Eltern und Schülern volle Wahlfreiheit - unabhängig von ihrem sozialen Status - ermöglichen.

Jeder könnte aus einer Vielzahl an Schulen mit unterschiedlichsten pädagogischen Konzepten und inhaltlichen Schwerpunkten - passend zu den Talenten des jeweiligen Kindes - wählen. Die jährlich publizierten standardisierten Bildungstests würden Eltern und Schülern eine fundierte Orientierungshilfe bieten.

Im Wettbewerb um Kinder würden die Schulen um die besten Lehrer buhlen. Selbstverständlich sollte es auch Gemeinden, Lehrern und Direktoren oder auch Elternvereinen erlaubt sein, sich als Bieter bei den Ausschreibungen zu beteiligen. Speziell für den dünn besiedelten ländlichen Raum könnten die Einwohner damit selbst für eine effiziente Dichte an Schulen Verantwortung übernehmen.

Denn die Wahrscheinlichkeit, dass es in Österreich zu großen Reformen kommt = null! Das hat auch schon einst Beethoven erkannt: "Solange der Österreicher noch braunes Bier und Würstel hat, revoltiert er nicht." (DER STANDARD-Printausgabe, 14.1.2011)