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New York - Die Gläubiger der zusammengebrochenen US-Bank Lehman Brothers müssen womöglich länger auf ihr Geld warten. Ihnen schuldet der einstige Wall-Street-Riese nach eigener Auskunft sechsmal so viel, wie er noch an Vermögen besitzt. Die Zustimmung des zuständigen Gerichts zum Insolvenzplan wird sich nach Worten eines Lehman-Anwalts verzögern. Der bisherige Zeitplan sei nicht zu halten, sagte Anwalt Harvey Miller am Donnerstag in einer Anhörung vor Insolvenzrichter James Peck. Als neues Ziel nannte er einen Termin "deutlich vor dem Jahresende", nachdem bisher eine Billigung bis Ende März angestrebt worden war.

Grund sei ein Streit mit einer Gruppe von Gläubigern. Diese sieht im Insolvenzplan Lehmans eine Bevorzugung der Großbanken und hatte daher im Dezember einen alternativen Plan eingereicht. Mit diesen Kritikern, darunter der milliardenschwere Investor John Paulson, muss Lehman sich nun zunächst einigen.

In einer Mitteilung an die zuständige Aufsichtsbehörde beziffert Lehman die Forderungen der Gläubiger auf 369 Milliarden Dollar (280 Mrd. Euro). Das Gericht werde davon wahrscheinlich 322 Milliarden anerkennen. Ein erheblicher Betrag sei strittig, darunter 40,3 Milliarden Dollar im Zusammenhang mit Derivaten. Den Forderungen stellt Lehman 60,1 Milliarden Dollar an eigenen Vermögenswerten gegenüber. Der Restrukturierungsexperte Bryan Marsal, der Lehman führt, sagte Richter Peck, die verbesserten Marktbedingungen für Übernahmen und Fusionen gäben Lehman eine günstige Gelegenheit, in den kommenden sechs bis zwölf Monaten Vermögenswerte zu verkaufen. Weitere Milliarden will die Pleitebank in separaten Klagen gegen Großbanken wie Barclays Plc, JPMorgan Chase und andere eintreiben, die Lehman das Geld noch schuldeten.

In dem Insolvenzplan wird festgelegt, in welcher Rangfolge und zu welchen Anteilen die unterschiedlichen Gläubiger aus der Insolvenzmasse bedient werden. Mit der Auszahlung kann Lehman beginnen, sobald die Gesellschaft die Insolvenz verlassen hat. Normalerweise können Unternehmen dies kurz nach der Billigung des Insolvenzplans tun. Doch im Falle Lehmans ist unklar, wie schnell es geht.

Der Insolvenzantrag der einst viertgrößten US-Investmentbank am 15. September 2008 gilt als Höhepunkt der Finanzkrise. Es ist die bei weitem größte Firmenpleite in der US-Geschichte. Das Institut war sehr stark in Immobilien, Hypothekenpapieren und komplexen Kreditverbriefungen engagiert. Dramatische Wertverluste in diesen Anlagen brachen Lehman das Genick. (APA/Reuters)