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King Roger zeigt auf. Und möchte freilich zurück auf den Tennis-Thron.

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Rafael Nadal zieht durch. Und will Tennis-Historie schreiben: Gewinnt er die Australien Open, hält er alle vier Grand-Slam-Titel.

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Jürgen Melzer klopft sich auf die Brust und die ist mittlerweile recht breit. Österreichs Nr. 1 will heuer bei den Majors aufzeigen.

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"Ich habe fehlerlos gespielt." Das sagte der derzeit zweitbeste Tennisspiele der Welt, Roger Federer nach seinem Finalsieg zum Saisonauftakt in Katar (6:3,6:4 gegen Nikolai Dawidenko) und das klingt nicht nur wie eine Drohung für die Konkurrenz, es ist eine. Dabei wirkt eine derartige Feststellung aus dem Munde des Tennisgenies nicht arrogant, die Konkurrenz darf sich anschnallen: 2011 könnte wieder das Jahr des sympathischen Schweizers werden.

Für die 99. Australien Open hat der Titelverteidiger seine Akkus nach einem anstrengenden Herbstprogramm wieder aufgeladen, der Rücken dürfte keine Probleme mehr bereiten. Von den letzen 28 Spielen hat Roger Federer 26 gewonnen, in Katar wurde er nur einmal gebreakt und einer der besten Returnspieler der Welt (Dawidenko) hatte im Finale nicht einmal eine Breakchance. Paul Annacone, der ehemalige Coach von Pete Sampras, betreut seit kurzem Federer und hat diesem geholfen, sein Spiel ein wenig umzustellen: Unterstützt von einem wiedererstarkten Service geht der Allrounder öfter ans Netz.

Wie fit ist Nadal?

Größter Konkurrent um den Titel in Melbourne ist freilich Rafael Nadal, der eine stolze Serie von 21 Siegen in Serie bei Grand-Slam-Turnieren im Portfolio hat. Und der 24-Jährige Mallorquiner hat einen gewaltigen Rekord im Visier: Mit einem Sieg in Australien könnte er der erste Tennisspieler seit Rod Laver (1969) sein, der alle vier Grand-Slam-Titel in Folge gewinnt. Die große Rivalität geht in die nächste Runde, süffisant: Roger Federer hatte dreimal die Chance, vier Majors in Serie zu holen, zweimal hinderte ihn Rafa Nadal. Das war 2006 und 2007 als Paris noch ein rotes Tuch war für Federer (2004 verlor er gegen den unvergessenen Gustavo Kuerten in der dritten Runde). Eine nicht unwichtige Frage: Wie fit ist Nadal? Er pausierte nur wenige Tage nach einer anstrengenden Saison, hatte Fieber in Katar und musste seine Anreise nach Australien veschieben, kein gutes Zeichen. Aber bei einem Major hat er immerhin einen Tag Pause zwischen den Spielen.

Die Kontrahenten und eine irrwitzige Statistik

Die Herausforderer 2011 sind übliche Verdächtige: Andy Murray, Novak Djokovic, Robin Söderling und womöglich auch der wieder genese Juan Martin del Potro. Letzterer gewann seinerzeit die US-Open im Alter von 20 Jahren, kletterte auf Platz vier der Weltrangliste um dann zehn Monate mit einer Handgelenksverletzung auszufallen. Der Argentinier weiß aber zumindest, wie es ist, Federer auf Hard Court zu schlagen (2009 im US-Open Finale). Andy Murray sagte nach seiner Final-Niederlage in Australien letztes Jahr gegen Federer, dass er "so gut weinen könne wie Roger, aber nicht so gut spielen". Vielleicht geht dem Briten ja heuer der Knopf auf. Das Rüstzeug zum Übertrumpfen der Superstars hat er und er trainiert wie ein Tier.

Ein Spezialist, der noch nie ein Grand-Slam-Finale erreicht hat, ist hingegen Nikolai Dawidenko: Der Russe war viermal in einem Halbfinale, sechsmal im Viertelfinale, und Obacht: Er führt im Head-to-Head-Duell mit Nadal (bei mindestens 10 Spielen). Major-Erfolge sind jedoch die Benchmarks im internationalen Tennis, ohne sie kann man nur schwer eine Legende werden. Dawidenko ist eine gefährliche Nr. 23 in der Setzliste der Australien Open, hat eine Kondition wie sein virtuelles Konterfei auf der PlayStation.

Was alle Herausforderer eint? Sie wollen sicherlich eine irrwitzige Statistik zusammenhauen: Seit 2005 sind nur zwei Grand-Slam-Turniere von Spielern gewonnen worden, die nicht Federer oder Nadal geheißen haben. Das heißt, alle Spieler ab Nummer drei im Ranking sind eigentlich Außenseiter.

Melzer knapp dran an den Top Ten

Dazu zählt auch Jürgen Melzer, der aber eine gute Ausgangsposition in Australien hat: Er hat keine Punkte zu verteidigen, Drittrunden-Teilnahmen (2004, 2005 und 2009) blieben das Höchste der Gefühle. Ob die 180 Punkte für sein erstes Melbourne-Achtelfinale für die ersten Zehn schon reichen würden, hängt auch von den Ergebnissen des russischen Tennis-Berserkers Michail Juschnij ab. Der Weltranglistenzehnte (2920 Punkte) liegt 135 Punkte vor Melzer, muss aber in Australien 90 Punkte vom Drittrundeneinzug 2010 verteidigen. Sollte Melzer bis in die dritte Runde kommen, muss Juschni zumindest sein Auftaktspiel gewinnen, um Zehnter zu bleiben. Wenn er in die dritte Runde einzieht, reicht Melzer ein Achtelfinalticket.

Ein weiterer Österreicher im Blickfeld 2011 ist Andreas Haider-Maurer, sein Ziel sind die Top 100. Das ATP-Turnier im indischen Chennai bot keinen Saison-Auftakt nach Wunsch, eine Zweisatz-Erstrundenniederlage gegen den Franzosen Robert steht zu Buche. Haider-Maurer hat aber seine Rückhand verbessert.

Noch jung ist Dominic Thiem. Der 17-jährige könnte bald die Weltrangliste im Junioren-Tennis anführen, für den Herren-Zirkus ist der von Günther Bresnik trainierte Niederösterreicher aber noch nicht bereit. Ihm wird aber eine große Zukunft prophezeit. Schon alt ist Stefan Koubek: Das Karriereende kündigt sich an, sollte der 34-Jährige Kärntner nichts mehr gewinnen. Im Moment quält er sich durch die Qualifikation in Melbourne, wo er einige Punkte aus dem Vorjahr (Drittrundeneinzug) zu verteidigen hat. Zum Jahresauftakt kam er in Brisbane nicht in den Hauptbewerb. (vet, derStandard.at, 14.1.2011)