Der Campus der Donau-Universität und der Fachhochschule in Krems würden nach Ansicht der Gesellschafter die beste Infrastruktur für die neue Privatuniversität bieten.

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Als Besiegelung der Verhandlungen unterzeichneten die beteiligten Partner am Freitag ein gemeinsames Memorandum.

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Mit ernster Miene verkündete Erwin Pröll am Freitag im Palais Niederösterreich seine Pläne für die Zukunft: In Krems wird eine Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften entstehen. Und wenn es nach dem niederösterreichischen Landeshauptmann geht, kann es gar nicht schnell genug gehen bis die ersten Studenten am neuen Standort in Krems eintreffen. Schon im Oktober 2013 sollen etwa 80 Studenten ihr Studium mit den jeweiligen Schwerpunkten Humanmedizin, Medizintechnik und Gesundheitsökonomie beginnen.

Land will 20 Millionen investiern

Für die Infrastruktur will Pröll in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bis zu 20 Millionen Euro ausgeben. "In rund eineinhalb Jahren werden wir den Akkreditierungsantrag für die Privat-Universität einbringen können", so der Landeshauptmann.

Erst vor zwei Tagen hat der Österreichische Akkreditierungsrat (ÖAR) der krisengebeutelten privaten Tiroler Health & Life Sciences Universität (UMIT) grünes Licht für zwei Doktoratsstudien gegeben, nachdem er die Akkreditierungen im Herbst 2010 entzogen hatte - derStandard.at berichtete. Als Begründung für seine damalige Entscheidung führte er an, dass "angesichts der großen Zahl der Studierenden keine geeignete qualitative Betreuung in allen Phasen des Studiums gegeben" sei. Darüber hinaus habe "die Begutachtung durch externe internationale Gutachtern ergeben, dass schwere Mängel sowohl in der Durchführung als auch in der wissenschaftlichen Ausrichtung des Studiums bestehen und damit die Vergleichbarkeit mit internationalen Standards nicht mehr gegeben war"

Wien die Stirn bieten

Die Debatten in Tirol halten Pröll allerdings nicht auf, eine Privatuniversität in Niederösterreich zu bauen, die ihre Tore für 600 bis 700 Studenten öffnen wird. Den Vorwurf des Rats, internationale Standards nicht zu erfüllen, wollen sich die Initiatoren des Projekts ersparen. Sie planen, den Unterricht durchwegs in Englisch zu gestalten. Auch eine Erweiterung der Studiengänge, etwa im Bereich der Pflegeberufe, werde angedacht. 

Die Partner der neuen Uni zeigen sich am Freitag vereint zuversichtlich: Neben der Medizinischen und Technischen Universität Wien beteiligen sich auch die Donau-Universität Krems, die IMC Fachhochschule Krems sowie die NÖ Landesklinikenholding.

Pröll kündigte an, das Projekt "mit dem Ausbau einer optimalen Infrastruktur zu begleiten". Mit der Unterzeichnung des Memorendums am Freitag versuchte der Landeshauptmann, wie er sagt, dem "intelligenten Sog von Niederösterreich nach Wien" Stirn zu bieten. "Rauchende Köpfe anstatt rauchender Schlöte" erhofft sich der Landeshauptmann durch die neue Uni. Diese soll dem sich abzeichnenden Fachkräfte-Mangel und steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung entgegenwirken, meinte Pröll am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Krems als Wunschstandort

Der wissenschaftliche Standort mit den Schwerpunkten Humanmedizin, Medizintechnik sowie Gesundheitsökonomie soll nach Wunsch der Gesellschafter in Krems entstehen. Die dort bestehende Infrastruktur von Fachhochschule und Donauuniversität sei bei diesem Entschluss entscheidend gewesen. Die Standorte der Landeskliniken sollen darüber hinaus als Praxis-Ausbildungsplätze fungieren.

"Wir beteiligen uns an diesem Projekt unter der Bedingung, dass die Universität den Namen ‚Gesundheitswissenschaften‘ anstatt ‚Medizin‘ tragen wird", erklärt der Rektor der Medizinischen Universität Wien, Wolfgang Schütz. Er hofft, das Prinzip der umfassenderen Bildung und Forschung im Gesundheitswesen von der Privatuniversität in Zukunft gesamtösterreichisch durchsetzen zu können.

Erster Studiengang "Medizintechnik"

Die Technische Universität soll sich künftig als Gesellschafter der Privatuniversität im Bereich der Medizintechnik beteiligen. "Die Medizintechnik gewinnt an Bedeutung und entwickelt sich rasant, und sie ist auch zu einem wesentlichen Bestandteil der Diagnostik und Therapie geworden", sagte der Rektor der Technischen Universität Wien, Peter Skalicky.

Über die Studienbeiträge wollen die Initiatoren noch nichts sagen. Diese würden erst nach den Vorarbeiten berechnet werden, so Pröll. Als mögliche Orientierung zieht Pröll allerdings das Beispiel der Universität für Zahnmedizin in Krems heran, die einen Beitrag von etwa 12.000 Euro pro Semester verlangt.

Paracelsus-Uni als Vorbild

Am neuen Standort sollen auch Lehrende der jeweiligen Partneruniversitäten tätig sein. Ein geplantes Stipendienprogramm soll die Studierenden motivieren, in Niederösterreich zu bleiben. Als gutes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen privater und öffentlicher Hochschuleinrichtungen nennt Pröll die Kooperation zwischen der Paracelsus Universität und der Universität Salzburg. (Daniela Neubacher, derStandard.at, 14. Jänner 2011)