Der Tod wird in der aufgeklärten Welt als Kränkung empfunden - und deshalb oft verdrängt. Der amerikanische Psychotherapeut Irvin D. Yalom hat oft an seinen Patienten erlebt, was aus verdrängten Todesängsten entstehen kann, und sich entschlossen, ein Buch darüber zu schreiben. Dabei gibt er unumwunden zu, dass er selbst mit 75 Jahren immer wieder mit diesem Thema hadert. Klingt wenig verlockend, doch man kann sich auf Yaloms Talent als Erzähler und Therapeut verlassen. Er nimmt den Leser an der Hand, umkreist den Tod mit Weitsicht und Klugheit, zeigt Aspekte auf, lässt Fragen zu. Dabei nimmt er Anleihen an den Werken von Philosophen und Schriftstellern, ignoriert auch Religion nicht. Das Beste: Seine Fallbeispiele lassen sich so als Erfolgsstorys lesen, und das, obwohl der Tod sie regiert. (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 17.1.2011)