Gut 50 Leute hatten sich zum Bürgerprotest versammelt, um ihre Anliegen bei der Bauverhandlung unterzubringen.

Foto: derStandard.at/Burgstaller

Im Wohngebiet neben der Lainzer Straße, an der Ecke Münichreiterstraße/Stadlergasse will die A1 Telekom einen Handymasten errichten. Das ist eine Schutzzone, das Ensemble ist städtebaulich geschützt.

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Ein Handymast, der mitten in der Schutzzone des noblen Hietzinger Villen-Grätzels Unter St. Veit errichtet werden soll, könnte zur ersten Nagelprobe für Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou werden. Die ihr als Stadträtin für Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung unterstehende Magistratsabteilung 19 (Architektur und Stadtgestaltung) hatte noch vor ihrer Amtszeit das OK zum 24 Meter hohen Handymasten gegeben. Der Magistrat hatte dabei abzuwägen, ob trotz Handymast das "charakteristische Stadtbild" erhalten bleibt. Man sprach sich schließlich für die Interessen der A1 Telekom aus.

Die Anrainer machen nun gegen das Vorhaben mit Flugblättern, Unterschriftenaktionen und auch mit einer Facebookgruppe mobil. Wie Bürgerprotest im noblen Hietzing aussehen kann, haben die Bewohner Freitagfrüh gezeigt. Trotz Regen waren gut 50 Leute gekommen, um ihre Anliegen bei der Bauverhandlung unterzubringen. "Es ist die MA 19, die sich mit der Telekom auf ein Packl haut", musste sich der Vertreter der Baupolizei (MA 37) von den wütenden Bürgern anhören. "Suchen Sie sich einen anderen Standort, wir haben hier genug Empfang", ließe eine elegante Dame im Nerzmantel den Vertreter der A1 Telekom wissen.

Verhandlung vertagt

Ausgestattet mit Akten und aufgefrischtem Wissen aus der Bauordnung stritten sie - unter ihnen wohl auch viele Juristen - um einzelne Paragraphen und über den Verfahrenshergang an sich. "Am 27. 12., an dem niemand zu Hause ist, informieren sie uns über dieses Bauvorhaben. Aber der Coup ist nicht aufgegangen". Neben den optischen sind es vor allem gesundheitliche Bedenken, die gegen das Bauvorhaben ins Treffen geführt werden.

Der Vertreter der Baubehörde bricht schließlich nach eineinhalb Stunden die Verhandlung entnervt ab. Zu viele Fragen, die funktechnische Belange betreffen, würden bei den Bürgern noch offen sein. Auch ein Angebot der A1 Telekom, eine Informationsveranstaltung abzuhalten, "wo alle offenen Fragen geklärt werden", konnte die Hietzinger nicht besänftigen.

VP-Bezirksvorsteher gegen Handymasten

"Ich fordere die Vizebürgermeisterin auf, der ihr unterstehenden Magistratsabteilung 19 den Auftrag zu geben, diese positive Stellungnahme zur Errichtung des Handymastens zurückzuziehen", sagt Heinrich Gerstbach, VP-Bezirksvorsteher in Hietzing im Gespräch mit derStandard.at auf. Damit würden sich die Verhandlungen in erster Instanz erübrigen, so Gerstbach. Dies und die "zornigen Bürgerproteste" würden , glaubt Gerstbach, die Telekom davon abhalten, dieses Bauvorhaben weiter umsetzen zu wollen. 

Maria Vassilakou habe großes Verständnis für die Anliegen der Bürger, sagt Patrik Volf, Pressesprecher der Vizebürgermeisterin, zu derStandard.at. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, man werde sich das noch anschauen. Auf die Frage, ob es tatsächlich gerechtfertigt sei, einen 24 Meter hohen Handy-Masten in der Schutzzone zu errichten, sagt Volf: "Es steht mir nicht zu, die Stellungnahme der MA 19 zu bewerten". Thomas Kleisinger, Anrainer und Gründer der Facebook-Gruppe sagt: "Wir werden alles daran setzen, dass dieser Handymasten nicht gebaut wird. Unser Protest geht weiter." (Katrin Burgstaller, 14. Jänner 2011)

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