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Das Stillen von Babys in Entwicklungsländern wird nicht in Frage gestellt.

Foto: APA/Nic Bothma

London - Britische Forscher haben die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO für eine mindestens sechsmonatige Stillzeit infrage gestellt. Zumindest in den Industriestaaten sollten Babys ab dem vierten Monat neben der Muttermilch Beikost erhalten, empfahl das Team um Mary Fewtrell vom University College London in einer am Freitag im "British Medical Journal" veröffentlichten Studie.

Es warnt unter Berufung auf eine Reihe anderer Studien davor, dass Babys, die länger voll gestillt werden, unter Eisenmangel und Allergien leiden könnten. Frühere Beikost und damit die Erfahrung neuer Geschmacksrichtungen, argumentierten die Wissenschafter weiter, könnte die Kinder zudem besser auf Lebensmittel wie zum Beispiel Gemüse vorbereiten.

WHO-Empfehlung

Die WHO empfiehlt seit zehn Jahren, Babys in den ersten sechs Monaten voll zu stillen, um Infektionsrisiken und Wachstumsprobleme zu mindern. 65 Prozent der EU-Staaten, darunter auch Großbritannien, halten sich ebenfalls an die Empfehlung. Die neue Studie stellt die Empfehlung für die Entwicklungsländer nicht infrage, wo sauberes Trinkwasser und gesunde Ernährung oftmals nicht gewährleistet sind.

Andere Experten kritisierten die Studie. Sie habe gehörige Zweifel an deren Schlussfolgerungen, sagte Janet Fyle von der britischen Hebammen-Vereinigung dem Sender BBC. Die Stillempfehlung auf vier Monate zu beschränken, wäre ein "Rückschritt" und spielte den "Herstellern von Babynahrung in die Hände", die Londons Still-Politik von Anfang an nicht gemocht hätten, sagte Fyle. Das britische Gesundheitsministerium bekräftigte, Babys bis zum sechsten Monat erhielten alle für sie notwendigen Nährstoffe aus der Muttermilch. (APA)