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Schablonieren lässt sich das Berufsbild Nachhaltigkeitsmanagement nicht. Eine Mischung aus Erlernen, Erleben und Erfahren ist gut.

Foto: APA/Naturidyll Hotels

Was die Kernkompetenzen eines Nachhaltigkeitsmanagers sind und wie man einer wird, das fragen sich nicht nur all jene, die gerne welche werden wollen, sondern Experten aus aller Welt. So geschehen beim ersten internationalen Symposium zum Thema "Nachhaltigkeit als Profession" an der Uni Lüneburg im vergangenen Frühling. Die Antworten waren - nicht ganz unerwartet - höchst vielseitig.

Doch nicht nur in der Wissenschaft hat sich Nachhaltigkeitsmanagement als Fachdisziplin etabliert. Die meisten Unternehmen haben erkannt, dass an dem Thema Corporate Social Responsibility (CSR) kein Weg vorbeiführt, es ergo Leuten bedarf, die eine Ahnung davon haben, wie man das Bewusstsein für Nachhaltigkeit unternehmensextern und -intern schärft.

Akzeptanz und Vertrauen

Und das ist wahrlich keine leichte Aufgabe: "Zu glauben, man macht eine Ausbildung zum CSR-Manager und weiß danach, wie der Hase läuft, das ist ein Irrtum", sagt Christine Jasch, Gründerin des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung. "Wer Nachhaltigkeit erfolgreich in einen Betrieb implementieren will, der muss vor allem eine hohe Akzeptanz im Unternehmen haben und das Vertrauen der Kollegen genießen. Weder junge Mitarbeiter noch Quereinsteiger scheinen mir daher für den Job des Nachhaltigkeitsmanagers geeignet zu sein, weil schlichtweg die Verankerung im eigenen Haus fehlt."

Nachhaltigkeitsmanager Fred Luks sieht das naturgemäß anders. Er wurde 2007 als Quereinsteiger von der Bank Austria angeworben und ist heute bei dem Finanzdienstleister Head of Corporate Sustainability: "Entscheidend für den Erfolg, abgesehen von den Kompetenzen des Nachhaltigkeitsmanagers, ist die Haltung der ersten Führungsebene. Wenn sich der Vorstand nicht für Nachhaltigkeit interessiert, kann das beste Team nicht gut vorankommen. Allein die Tatsache, dass man mich geholt hat, ist ein starkes Statement und ein Bekenntnis zu CSR."

Bevor Luks, der sich schon jahrelang wissenschaftlich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt hatte, bei der Bank begann, absolvierte er eine Ausbildung. Worauf es wirklich ankommt, lernte er aber bei der Arbeit selbst: "Eine der wichtigsten Fähigkeiten ist, mit jedem, dem Vorstand, den Kollegen und den Kunden, sprechen und jedem zuhören zu können. Die Leute merken sehr schnell, ob ein Anliegen von Herzen kommt oder nicht." Doch beim Reden belässt es Luks nicht. "Walk your talk" ist das Motto. "Es muss auch etwas passieren. Das sehen unsere Stakeholder auch, weil wir sie in Projekte einbinden."

CSR in allen Bereichen eines Unternehmens

Zeigen, wie Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis aussehen kann, will man auch bei dem Bildungsprogramm, das Respact seinen Mitgliedern anbietet: "Unsere Zielgruppe sind Führungskräfte aus allen Bereichen. Wir legen auf große Heterogenität Wert, die Teilnehmer kommen aus unterschiedlich großen Unternehmen und machen inhaltlich ganz verschiedene Jobs. Wir sind nämlich der Auffassung, dass CSR in allen Bereichen eines Unternehmens verortet sein muss, wenn man es mit der Umsetzung ernst meint."

Deshalb gehen die Vortragenden auch auf die wenigen Teilnehmer höchst individuell ein, überlegen mit ihnen gemeinsam, welche nachhaltigen Maßnahmen sie konkret und rasch umsetzen können: "Von dem Erfahrungsaustausch profitieren wir alle, es gibt so viele Möglichkeiten, sich dem Thema zu nähern." Den einen Weg um Nachhaltigkeitsmanager zu werden, gibt es nicht. In diesem Punkt sind sich alle einig. "Die Aufgaben sind so vielseitig, dass es möglich ist, nahezu aus jedem Bereich Nachhaltigkeitsmanager zu akquirieren. Je bunter das Team, desto besser. Denn es kommt ja auf eine möglichst ganzheitliche Sicht an", sagt Jasch. "Ausbildungen sind gut und schön, aber im Grunde kommt es auf die Bereitschaft an, Verantwortung zu übernehmen. Wie wollen Sie das unterrichten?" (Judith Hecht/DER STANDARD; Printausgabe, 15./16.1.2011)