Suche nach dem Gegenbild zum Krieg: Der Essayfilm "Notre Musique" von und mit Jean-Luc Godard (re.) führt eine Reihe von Figuren in Sarajevo zusammen.

Foto: Stadtkino

Innsbruck - Das Cinematograph ehrt zum 80. Geburtsag den Filmrevolutionär Jean-Luc Godard, den großen Erneuerer des Kinos der 1960er-Jahre, mit einer Werkschau.

Gezeigt werden vier frühe Filme und mit Notre Musique (2004) seine vorletzte große Arbeit, eine filmische Apokalypse. Godard - oder auch JLG, wie er sich selbst gern bezeichnet -, der einer großbürgerlichen französisch-schweizerischen Familie entstammt, setzte als Mitbegründer der Nouvelle Vague, neben Regiekollegen wie François Truffaut und Èric Rohmer, neue Maßstäbe im Film. Er arbeitete mit unkonventionellen Stilmitteln wie etwa Achsensprüngen und experimentierte mit Kamerabewegungen und -positionen.

So erzählt er 1959 seinen ersten Spielfilm À Bout De Souffle nur mit einer Handkamera, setzte atemraubende Kamerafahrten, rasante Schwenks und Bildsprünge (Jump-Cut) ein. Der Film verhalf ihm, nicht zuletzt mit der Besetzung des damals noch unbekannten und blutjungen Jean-Paul Belmondo, zum Durchbruch, und er wurde sein bislang einziger Kassenerfolg.

Vivre Sa Vie (1962) ist die Geschichte der Nana S., die ihren Mann und ihr Kind verlässt, um Schauspielerin zu werden. In zwölf Bildern, streng gegliedert durch nüchterne Zwischentexte, die jeweils die Handlung vorwegnehmen, erzählt er ihre tragische Geschichte. Anna Karina, Godards damalige Frau, spielte in diesem Film und in Alphaville (1965) eine Hauptrolle und avancierte zur Ikone der Nouvelle Vague.

Le Mépris (1963) ist ein radikaler Film-im-Film und eine Abrechnung mit all jenen, die sich fürs Filmgeschäft prostituieren. Neben Michel Piccoli und Brigitte Bardot spielte der Regisseur Fritz Lang einen Kinopionier und Godard seinen Regieassistenten. (Dorothea Nikolussi-Salzer, DER STANDARD - Printausgabe, 15./16. Jänner 2011)