Wien - Montagmittag lässt Verteidigungsminister Norbert Darabos die Katze aus dem Sack: In der Landesverteidigungsakademie werden sieben Modelle für das Wehrsystem der Zukunft präsentiert - wobei die verantwortlichen Offiziere dem Vernehmen nach ein eher mulmiges Gefühl haben.

Zwar sehen sich alle dem Primat der Politik verpflichtet und betonen, die Vorgaben loyal umzusetzen. Kritik wird nur hinter vorgehaltener Hand und in Frageform geäußert: "Könnte es nicht sein, dass das politisch präferierte Modell als Mogelpackung konstruiert ist? Wenn die Vorgabe lautet, einen Diätplan mit 400 Kalorien zu erstellen, dann geht das ohne Weiteres. Aber müsste man nicht ehrlicherweise dazusagen, dass der Patient am Schluss verhungert sein wird?"

Eine ähnliche Befürchtung hegen ältere Offiziere auch bei der Wehrpflicht-Debatte: Sie erinnern daran, dass schon bei der Heeresreform der 1970er Jahre eine Bereitschaftstruppe von 15.000 Berufssoldaten beschlossen wurde, die dann nie entsprechend finanziert wurde - auch die von der Bundesheerreformkommission unter Helmut Zilk vorgeschlagenen Rahmenbedingungen sind nie im Parlament in Gesetzesform gegossen worden.

"Das ist doch alles höchst unseriös", sagt Streitkräftekommandant Generalleutnant Günther Höfler: "Mir erscheint die über die Medien geführte Diskussion wie die Planung eines Hauses, wo man den Grundriss nicht kennt, aber schon genau zu wissen glaubt, welcher Elektriker welche Installationen machen muss."

Dem Vernehmen nach hat der Generalstab ursprünglich fünf Planungsvarianten erarbeitet, auf Wunsch von Darabos wurden zwei weitere durchgespielt. Nicht alle Varianten erscheinen realistisch: Ein Berufsheer, das keine Auslandseinsätze machen kann, wird von allen Beteiligten ausgeschlossen. (Conrad Seidl, DER STANDARD-Printausgabe, 15./16.1.2011)