Madrid - Spaniens Justiz hat ein Strafverfahren gegen den mutmaßlichen Nazi-Verbrecher John Demjanjuk eingeleitet, dem derzeit in München der Prozess gemacht wird. Der zuständige spanische Ermittlungsrichter Ismael Moreno legt ihm Beihilfe zum Völkermord sowie zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last, wie der Nationale Gerichtshof am Freitag in Madrid mitteilte.

Hintergrund sei der Tod von 60 spanischen Gefangenen im Konzentrationslager Flossenbürg in der Oberpfalz, wo Demjanjuk damals als Wachmann im Einsatz gewesen sei.    In dem Lager waren insgesamt 155 Spanier inhaftiert. Viele von ihnen hatten im Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) aufseiten der Republikaner gegen die Truppen des späteren Diktators Francisco Franco gekämpft. Sie waren anschließend nach Frankreich geflohen und hatten sich dort dem Widerstand gegen die deutsche Besatzung angeschlossen.

Die spanische Justiz hatte bereits im Juli 2008 gegen Demjanjuk und drei weitere mutmaßliche Nazi-Verbrecher Ermittlungen eingeleitet. Spanische KZ-Überlebende hatten zuvor mit Hilfe einer auf Menschenrechtsfragen spezialisierten Juristengruppe Klage gegen die vier eingereicht.

Richter Moreno erließ nun auch einen europäischen Haftbefehl gegen den gebürtigen Ukrainer und beantragte dessen Auslieferung. Solange er aber noch in Deutschland vor Gericht steht, greift dieser Antrag nicht. In München wird gegen Demjanjuk wegen Beihilfe zum Mord an 27.900 Juden im Vernichtungslager Sobibor im Jahr 1943 verhandelt. (APA/dpa)