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Hilde Zach bei der Stimmabgabe im Wahllokal Innere Stadt anlässlich der Gemeinderatswahl in Innsbruck am Sonntag, 23. April 2006.

Foto: APA-FOTO: ROBERT PARIGGER

Innsbruck - Innsbrucks Altbürgermeisterin Hilde Zach ist tot, wie ein Sprecher der Stadt Innsbruck am Sonntag bekanntgab. Die 68-Jährige erlag Samstagabend ihrem Krebsleiden. Sie war bereits am 8. März des vergangenen Jahres aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Ihr folgte Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) nach.

Zach war die erste Frau, die an der Spitze einer Landeshauptstadt stand. Sie war von 2002 bis 2010 Bürgermeisterin von Innsbruck. Der Volksmund nennt die Innsbrucker Bürgermeisterin, die aus einer Fleischerdynastie stammt, "Fleischkas-Hilde" oder "Wurscht-Hilde". Bevor Zach 1991 in die Politik ging, arbeitete sie in der Metzgerei der Eltern.

Zachs politische Arbeit hat die Landeshauptstadt nachhaltig geprägt. Am Anfang ihrer politischen Karriere stand sie zwar noch im Schatten ihres Amtsvorgängers, dem späteren Landeshauptmann Herwig van Staa (ÖVP). Zusehends entwickelte sie aber ihr eigenes Profil und scheute auch nicht davor zurück, zum Teil unpopuläre Projekte durchzusetzen. Dazu zählten etwa die Realisierung einer neuen Hungerburgbahn und der Bau der Autobahnabfahrt Mitte, die den Südring insbesondere bei den Stadteinfahrten entlasten sollte. Auch der Neubau des Kaufhauses Tyrol in der Innsbrucker Innenstadt fiel in ihre Amtszeit.

Liste "Für Innsbruck"

Als der VP-Parteirebell Herwig Van Staa mit der Spaltung der Tiroler Volkspartei 1994 mit seiner Wahlliste "Für Innsbruck" Bürgermeister wurde, stieg Zach zur amtsführende Stadträtin auf. Seit der Gemeinderatswahl 2000 war sie Erste Bürgermeister-Stellvertreterin mit den Ressorts Kultur, Erziehung, Bildung und Gesellschaft, Frauen, Familien und Senioren, Kinder- und Jugendförderung. Als Van Staa 2002 in den Landtag wechselte wurde Zach in einer Sondergemeinderatssitzung zur neuen Bürgermeisterin gewählt. 2006 wurde sie für weitere sechs Jahre in ihrem Amt bestätigt.

Die für ihre Energiegeladenheit und ihr Temperament bekannte Politikerin wurde am 25. August 1942 in Hall bei Innsbruck geboren. Ihre Mutter stammte aus einer mit 16 Kindern gesegneten Haller Salinenarbeiterfamilie. Die Eltern Josef Zach (er kam mit 13 Jahren als Lehrbub von Bayern nach Hall) und Mathilde Ebenbichler lernten einander als Lehrbub und Lehrmädchen kennen und hatten später als Eheleute die Möglichkeit, einen Betrieb in Hall von ihrem Lehrherrn zu übernehmen. Sie selbst ist das mittlere von drei Kindern. Die Schwester ist heute Wirtin im Leipziger Hof in Innsbruck, der Bruder erbte den elterlichen Metzgereibetrieb in der Innenstadt.

Ausbildung

Nach dem Besuch der Volks-, Haupt- und Handelsschule (im Internat in Feldkirch) holte Hilde Zach später neben der Berufstätigkeit die Matura im Abendstudium nach. In der Handelsschule war sie immer Vorzugsschülerin. Ihren Wunsch, auf eine höhere Schule zu gehen und Lehrerin zu werden, goutierte der Vater allerdings nicht, weil er der Meinung war, "dass sich das nicht auszahlt, weil die Madeln eh wegheiraten. Alle mussten wir die Metzgerlehre machen und im Geschäft mitarbeiten, mein Bruder hatte das männliche Privileg, die Handelsakademie besuchen zu dürfen."

Mit 18 Jahren kam Zach nach Innsbruck. Ihre Eltern hatten 1956 die Bombenruine "Weiß", das Eckhaus am Bozner Platz/Wilhelm-Greil-Straße erworben. 1990 wurde sie Wirtschaftsbundobfrau in Innsbruck. Die kaufmännische Ausbildung bekam sie im elterlichen Betrieb, dort hatte sie 20 Jahre eine Führungsposition inne. Zach ist Inhaberin einer gastronomischen Vollkonzession und führte den Betrieb "Zach am Markt".

Zwei schwere Schicksalsschläge kennzeichneten ihr bisheriges Leben: Mit 30 Jahren, kurz vor der Heirat, der tödliche Unfall ihres Verlobten, Josef Norz - und vor mehreren Jahren eine Krebserkrankung, die sie zwischenzeitlich überwunden hatte. Der Widerausbruch der Krankheit hatte Zach veranlasst noch vor dem Ende ihrer Amtszeit aus der Politik auszuscheiden.

Platter würdigt "prägende politische Persönlichkeit"

Als eine der "prägendsten politischen Persönlichkeiten der vergangenen Jahre und Jahrzehnte" hat Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) die am Samstag verstorbene Innsbrucker Altbürgermeisterin Hilde Zach gewürdigt. "Was sie alles für Innsbruck geleistet hat, wird sich noch in vielen Jahren zeigen", sagte Platter. Ihre Nachfolgerin als Innsbrucker Bürgermeisterin, Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck), hob ihren "beispielhaften, unermüdlichen Einsatz" für die Stadt hervor.

"Wir verlieren mit Hilde Zach eine leidenschaftliche Innsbruckerin und eine große Tirolerin", sagte Platter. Bei Zach sei immer das "Wohl der Bürgerinnen und Bürger" im Vordergrund gestanden. An ihrem persönlichen oder politischen Nutzen sei sie nie interessiert gewesen. Auch ihr langjähriger, politischer Lebensgefährte, Altlandeshauptmann und jetziger Landtagspräsident Herwig van Staa (ÖVP), zeigte sich tief betroffen: Hilde Zach habe ein Leben "voller Einsatz für andere Menschen" gelebt. "Sie hat nur ein Kind gehabt, und dieses Kind war die Stadt Innsbruck", betonte Van Staa.

"Die ÖVP trauert um den Verlust einer starken Frau und guten Freundin", erklärte Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP). Zach habe als erste Bürgermeisterin einer Landeshauptstadt die politische Landschaft "weit über die Grenzen Tirols" geprägt. Pröll würdigte Zachs politische Arbeit und hob die "zahlreichen Kultur- und Bauvorhaben", die unter ihrer Amtszeit realisiert wurden, hervor. Zudem sei es Zach gelungen, in ihrer Amtszeit den Stadthaushalt zu konsolidieren.

Auch Grüne und BZÖ betroffen

Betroffen vom Ableben Zachs zeigten sich auch die Tiroler Grünen: "Es wird kaum einen Nachruf geben, der dieser Frau gerecht wird", betonte Stadträtin Uschi Schwarzl in einer Aussendung. Sie sei auch über Parteigrenzen hinaus eine "couragierte Ansprechperson" gewesen, sagte SP-Frauensprecherin Gisela Wurm. Zach habe gezeigt, dass eine Frau das Innsbrucker Bürgermeisteramt "mindestens so gut ausüben kann wie ein Mann". Der BZÖ-Tirol Landesparteiobmann Gerhard Huber würdigte Zach in einer Aussendung als "eine große Tirolerin und eine Politikerin aus Überzeugung". (red/APA, derStandard.at, 16.1.2011)