Wien - Bei dem am Montag beginnenden Libro-Prozess am Landesgericht Wiener Neustadt haben sich bisher dem Strafverfahren nur 14 Privatbeteiligte bzw. -vertreter angeschlossen, obwohl die Pleite des ehemaligen börsenotierten Buch und Papierhändlers Tausende Klein- und Großanleger viel Geld gekostet hat. Die Anleger seien müde geworden, erklärte Wilhelm Rasinger, Chef des Interessenverbandes für Anleger (IVA).

Zehn Jahr zu spät

"Irgendwann lässt das Interesse nach." Hätte der Prozess zwei, drei Jahre nach der Insolvenz 2001/02 begonnen, wäre das Interesse deutlich größer, so Rasinger. Es sei frustrierend, dass die juristische Aufarbeitung der Libro-Pleite 2001/2002 erst nach rund zehn Jahren beginnt, meint Rasinger. Wie sollen Zeugen nach so einer langen Zeit ihre Aussagen machen, fragt er sich.

Dennoch ist er froh, dass nun endlich die strafrechtliche Aufarbeitung startet. Die Ansprüche von Anlegern seien teilweise verjährt, befürchtet er. Er habe einen Anwalt mit der Prüfung dieser Frage beauftragt; mögliche Ansprüche müssten aber im Einzelfall geprüft werden, betont er. Der Interessenverband der Anleger hat sich als Privatbeteiligter dem Prozess angeschlossen.

Rettberg drohen zehn Jahre Haft

Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wirft Ex-Libro-Chef Andre Rettberg und vier Mitangeklagten vor, die Jahresabschlüsse 1998/99 manipuliert zu haben und den Gang an die Börse rechtswidrig geschönt zu haben. Ihnen drohen wegen Untreue, Betrugs und Bilanzfälschung bis zu zehn Jahre Haft. Alle fünf Beschuldigten weisen die Vorwürfe zurück. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. (APA)