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Soldaten bringen Särge mit Opfern der Erdrutsche auf einen Friedhof in Nova Friburgo

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Die Stadt Nova Friburgo nach starken Regenfällen am Donnerstag.

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Nach den verheerenden Erdrutschen und Schlammlawinen in der Region nördlich von Rio de Janeiro wurden bislang 640 Tote geborgen. Die Rettungskräfte befürchten, dass die Zahl der Toten auf mehr als tausend ansteigen könnte. Neue Regenfälle im Südosten Brasiliens haben die Armee am Sonntag zu einer Unterbrechung ihrer Rettungsarbeiten gezwungen. Ein Team der Luftwaffe, das 80 in dem Dorf Brejal nahe Petropolis festsitzenden Menschen helfen sollte, musste seinen Hubschraubereinsatz abbrechen, wie der Kommandant für zivile Verteidigung, Luiz Castro, sagte. Kurzfristig sollen die Menschen in Zelten unterkommen, danach sind sichere und bezahlbare Unterkünfte in der Region geplant.

Die Armee hatte zuvor eine vorübergehende Wetterbesserung genutzt, um Helikopter in entlegene Gebiete zu schicken, um Überlebende zu bergen oder mit Trinkwasser und Lebensmitteln zu versorgen. Zahlreiche Dörfer sind durch Flüsse und Schlamm von der Außenwelt abgeschnitten. In der Region nördlich von Rio de Janeiro bemühten sich Helfer am Sonntag, die  Opfer zu identifizieren.

Mehr als 2.000 Zelte

Der Bürgermeister der am schwersten betroffenen Stadt Teresopolis, Jorge Mario Sedlacek, erklärte am Sonntag, es würden mehr als 2.000 Zelte geliefert. In jedem könnten bis zu zehn Menschen leben. Die Zelte sollten als Übergangslösung für bis zu sechs Monate dienen. Ein örtliches Unternehmen bot ein Grundstück an, auf dem die Zelte errichtet werden sollen. Die Arbeiten hätten bereits begonnen, sagte Bürgermeister Sedlacek.

Nach den Erdrutschen und Schlammlawinen der vergangenen Woche sind in Teresopolis mehr als 3.000 Menschen obdachlos. Bereits vor der Katastrophe hatte die Stadt um Unterstützung durch die Regierung gebeten, um sicheren Wohnraum anbieten zu können. Seitdem wurden nach Angaben des Bürgermeisters umgerechnet mehr als 54 Millionen Euro für Teresopolis bewilligt. Sie sollen nicht nur für neue Häuser eingesetzt werden, sondern auch dafür, Risikogebiete zu identifizieren und zu sichern.

Seuchengefahr steigt

Im Hinterland von Rio wächst die Furcht vor der Ausbreitung von Seuchen. Die Armee richtete ein Feldlazarett ein, in dem täglich bis zu 400 Patienten behandelt werden können. Die Gesundheitsbehörden verteilten tausende Impfdosen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) und die Atemwegserkrankung Diphtherie.

14.000 Menschen auf Hilfe angewiesen

In der gebirgigen Region Serrana nördlich von der Küstenmetropole Rio de Janeiro waren nach Angaben des Zivilschutzes rund 14.000 Menschen auf Hilfe angewiesen oder verloren ihr Zu Hause. Rettungskräfte in Teresopolis äußerten die Befürchtung, dass die Zahl der Toten auf mehr als 1.000 steigen könnte. In dem nahe gelegenen Dorf Campo Grande seien sämtliche der 2.500 Häuser zerstört worden, sagte der Helfer Mauricio Berlim.

Ärzte sind überfordert

Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung von Teresopolis, Solange Sirico, warnte, dass in dem tropischen Klima angesichts der zahlreichen ungeborgenen Leichen die Gefahr von Seuchen steige. Die 1.200 Ärzte der Stadt seien überfordert, auch fehle es an Medikamenten, sagte Sirico. Viele der Leichen waren am Sonntag noch unter Tonnen von Schlamm begraben, die Armee entsandte Helikopter, um durch die Fluten abgeschnittene Dörfer zu erreichen. Der weiterhin anhaltende Regen behinderte jedoch die Rettungsarbeiten.

Die Gebirgsregion Serrana ist wegen ihres milden Klimas bei den Einwohnern von Rio de Janeiro als Rückzugsort beliebt. Mit Bergen bis zu 2.200 Metern zieht sie heute Bergsteiger und Naturliebhaber an. Neben dem Anbau von Obst und Gemüse ist Tourismus die wichtigste Einnahmequelle in der Region, Hotels befürchten nun Millionenverluste.

Drei Tage Trauer

Staatschefin Dilma Rousseff ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Der Gouverneur des Bundesstaates Rio, Sergio Cabral, rief eine einwöchige Trauerzeit von Montag an aus. Bei den Fluten handelt es sich um die größte Naturkatastrophe dieser Art in der Geschichte Brasiliens. Meteorologen zufolge war in dem Gebiet innerhalb weniger Stunden so viel Regen gefallen wie sonst einem Monat. Sie führten dies auf das Klimaphänomen La Niña zurück, bei dem im Pazifik auf Höhe des Äquators ungewöhnlich niedrige Temperaturen herrschen.

Keine Österreicher betroffen

Bei den massiven Erdrutschen und Schlammlawinen  dürfte kein Österreicher zu Schaden gekommen sein. Wie das Außenministerium in Wien sagte, habe man Kontakt zu den in der Region lebenden Auslandsösterreichern, alle seien wohlauf. Es gebe auch keine Hinweise, dass in der Region aufhältige heimische Touristen zu Schaden gekommen sind. Das Außenministerium rät jedoch dringend von Reisen in die Gegend ab. (APA)