Bild nicht mehr verfügbar.

Die "Federkrone des Montezuma" aus dem österreichischen Museum für Völkerkunde in Wien

Foto: APA/Museum für Völkerkunde

Wien - Eine Leihgabe der "Federkrone des Montezuma" aus dem österreichischen Museum für Völkerkunde nach Mexiko steht entgegen Medienberichten von Wochenende noch keinesfalls fest - auch wenn in die jahrzehntelange Kontroverse um das kostbare Artefakt doch Bewegung gekommen ist. Wie die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums (KHM), Sabine Haag, am Montag am Rande einer Pressekonferenz betonte, müsse zunächst die "grundsätzliche Transportfähigkeit" untersucht werden. In einem Forscherteam, das die Krone seit dem vergangenen Jahr untersucht, seien auch mexikanische Kollegen vertreten, im Frühjahr sollen die Ergebnisse vorgestellt werden - erst dann könne man über eine jedenfalls befristete Leihgabe entscheiden.

"Das Objekt hat eine große spirituelle Bedeutung, insofern verstehen wir natürlich den Wunsch Mexikos, die Krone dort zu zeigen", so Haag. Neben den restauratorischen Bedenken müssten jedoch auch politische und rechtliche Aspekte geklärt werden. An eine Rückgabe an Mexiko oder an eine Dauerleihgabe sei jedenfalls nicht gedacht. "Es gibt keine offizielle Rückgabeforderung seitens der mexikanischen Regierung. Das war auch niemals das Thema", hatte Haag bereits zuvor hinsichtlich einer dauerhaften Rückgabe der Federkrone erklärt. Dabei sagte sie auch, der auch als Penacho bezeichnete Kopfschmuck sei "nicht in direkte Verbindung mit Montezuma zu setzen". Die Bedeutung für die mexikanische Bevölkerung könne sie dennoch nachvollziehen: "Wir verstehen natürlich, dass der Penacho für die Ureinwohner Mexikos von tiefer symbolischer und spiritueller Bedeutung ist, und sind auch dabei, notwendige konservatorische Maßnahmen zu identifizieren, die die Bewahrung und künftige Ausstellung als Kulturerbe Österreichs wie auch Mexikos ermöglichen sollen."

Sollte das Gutachten zur Transportfähigkeit der Federkrone positiv ausfallen, könnte es aber zu dem am Wochenende kolportierten temporären Tauschgeschäft kommen: Dann würde die goldene Kutsche des Habsburgers Maximilian I. nach Wien kommen, die Haag zufolge in der Wagenburg in Schloss Schönbrunn ausgestellt werden solle. Eine weitere Leihgabe Mexikos wäre ein Federschild, der im Museum für Völkerkunde einen Platz finden würde.

Hintergrund

Bundespräsident Thomas Klestil hatte sich Mitte der 1990er Jahre für eine Prüfung der Rückgabe ausgesprochen, ansonsten hatte sich die österreichische Politik stets auf Experten berufen, die den direkten Zusammenhang mit Montezuma bestritten und den rechtmäßigen Erwerb des wertvollen Stückes betonten. Der mit den grünen Federn des Quetzal-Vogels und Goldplättchen geschmückte "penacho" sei keine Herrscherkrone von Montezuma (richtiger: Motecuhzoma II. Xocoyotzin) gewesen, sondern von aztekischen Priestern bei Ritualen getragen worden, hieß es seitens der Experten. Der letzte Azteken-Kaiser (1466-1520), der vor seiner Wahl zum Aztekenherrscher 1502 Hohepriester des Kriegsgottes Huitzilopochtli war, wurde im November 1519 in seiner Hauptstadt Tenochtitlan von dem spanischen Eroberer Hernando Cortez (1485-1547) gefangen genommen. Die Behauptung, dass es sich bei dem Kopfschmuck um ein Geschenk Montezumas an Cortez handelt, wird von Fachleuten bestritten. Montezuma war 1519 beim Einmarsch der Spanier in der Aztekenhauptstadt Tenochtitlan gefangen genommen worden und Ende Juni 1520 unter nie geklärten Umständen ums Leben gekommen.

Wie die Federkrone nach Europa gelangte, ist ungeklärt. Ein gutes Dutzend dieser Stücke soll im 16. Jahrhundert auf verschiedenen Wegen verschifft worden sein. Der Wiener Federkopfschmuck scheint 1575 erstmals im Inventar der Kunstkammer des Grafen Ulrich von Montfort auf und ist 1590 durch Kauf in den Besitz von Erzherzog Ferdinand von Tirol übergangen. 1880 ist der Kopfschmuck durch Tausch aus habsburgischem Familienbesitz an das Naturhistorische Museum gelangt, aus dessen anthropologisch-ethnographischer Abteilung 1928 das heutige Museum für Völkerkunde in Wien entstand.

In Mexiko hat der Federschmuck für manche Interessensgruppen den Rang eines nationalen Kleinods gewonnen. Im Museum für Anthropologie in Mexiko-Stadt befindet sich eine Nachbildung. In einer 1997 vorgestellten Publikation des Mexikanistik-Experten Ferdinand Anders und des damaligen Direktors des Museum für Völkerkunde, Peter Kann, hieß es: "Von der vorgeblichen 'Krone Montezumas' als Identifikationsobjekt neonationaler Bestrebungen heißt es endgültig Abschied nehmen." Es gebe keinerlei Beweis dafür, dass es sich um ein Stück aus den sogenannten "Gastgeschenken des Montezuma" handle und dieses als Geschenk von Cortez an den spanischen König Kaiser Karl V. und schließlich von ihm an seinen Verwandten Erzherzog Ferdinand von Tirol weitergeschenkt worden sei. (APA/red)