Washington - Der Computerwurm Stuxnet ist nach einem Bericht der New York Times gemeinsam von Israel und den USA entwickelt worden, um das iranische Atomprogramm zu sabotieren. Wie die Zeitung am Samstag unter Berufung auf Geheimdienst- und Militärexperten berichtete, war an der Entwicklung des Wurms vermutlich unwissentlich auch der deutsche Siemens-Konzern beteiligt, dessen Systeme Stuxnet angreift. Das Unternehmen hatte demnach mit einer Forschungseinrichtung des US-Energieministeriums an einem Programm zum Schutz vor Cyberattacken zusammengearbeitet. Die dabei gefundenen Sicherheitslücken seien dann bei der Entwicklung des Wurms ausgenutzt worden.

Stuxnet wird gefürchtet, weil er in Siemens-Systeme zur Steuerung von Industrieanlagen eindringt. Ein Angreifer kann dadurch die Kontrolle über zentrale Systeme, etwa von Kraftwerken, Pipelines oder Fabriken, übernehmen und die Anlagen schlimmstenfalls zerstören. Der Computerwurm war erstmals im Juni aufgetaucht. Da die meisten "Infektionen" im Iran festgestellt wurden, gab es Spekulationen, der Wurm sei zur Sabotage der Atomanlagen des Landes entwickelt worden.

Laut New York Times wurde die Wirksamkeit des Stuxnet-Wurms in dem streng abgeriegelten Dimona-Komplex in der Negev-Wüste getestet, wo sich eine israelische Atomanlage befinden soll. Wegen des Tests sei er "effektiv" gewesen, sagte ein US-Experte der Zeitung. Israels Minister für Strategische Angelegenheiten, Mosche Jaalon, hatte kürzlich gesagt, Teheran sei "wegen technologischer Herausforderungen und Schwierigkeiten" noch Jahre vom Bau von Atomwaffen entfernt. (AFP/DER STANDARD, Printausgabe, 17.1.2011)