Wien - Ihren ältesten Preis vergab die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an den aus Tschechien stammenden Molekularbiologen Robert Kralovics. Der am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW als Principal Investigator tätige Forscher erhielt den in Dollar ausgeschriebenen und mit umgerechnet 26.968 Euro dotierten Ignaz L. Lieben-Preis "für seine außerordentlichen Leistungen auf dem Gebiet der Blutkrebsforschung".

Mit dem Preis wird Kralovics' Beitrag zur Entdeckung der genetischen und molekularen Grundlage einer großen Gruppe sogenannter chronischer myeloproliferativer Erkrankungen gewürdigt. Deren gemeinsames Merkmal ist eine übermäßige Vermehrung von Blutzellen im Knochenmark. Diesem Prozess liegt häufig eine Veränderung in einem bestimmten Gen - JAK2 - zugrunde. Für eine frühzeitige Diagnose und Therapie ist es notwendig, diese genetische Veränderung zu kennen. Kürzlich hat Kralovics eine neue Art von JAK-Mutationen entdeckt, die zu bösartigen Erkrankungen führen können.

Preis mit langer Unterbrechung

Der Ignaz L. Lieben-Preis wurde ursprünglich 1863 gestiftet und nach dem Gründer des Bankhauses Lieben benannt. Die Vergabe der Auszeichnung musste 1937 wegen Verfolgung der Stifterfamilie durch die Nationalsozialisten eingestellt werden. Durch finanzielle Unterstützung des amerikanischen Stifter-Ehepaars Isabel und Alfred Bader konnte der Lieben-Preis reaktiviert und im Jahr 2004 erstmals neu ausgeschrieben werden. Die Auszeichnung geht an junge Wissenschafter aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und Österreich für herausragende Arbeiten auf den Gebieten der Molekularbiologie, Chemie und Physik.

Neben der Reaktivierung des Lieben-Preises haben die Baders einen nach ihnen benannten Preis für junge, hoch qualifizierte Dissertanten aus Österreich gestiftet. Diese mit jeweils 18.000 Dollar verbundenen Preise gingen heuer an Christoph Brenner für sein Dissertationsprojekt "Rubens als Erzähler" (Bader-Preis für Kunstgeschichte) und Georg Steinhauser für sein Forschungsprojekt "Carl Auer von Welsbach - Discoverer of Neutron Activation?" (Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaften).

Steinhauser will in seinem Projekt eine Beobachtung des österreichischen Chemikers Carl Auer von Welsbach (1858-1929) aus dem Jahr 1910 untersuchen. Dieser hatte damals berichtet, dass in seinem Labor "Jonium andere ihm chemisch nahestehende Körper bei längerem Kontakt zu radioaktiven Emissionen anzuregen vermag". Wenn Auer von Welsbach so ganz nebenbei und zwei Jahrzehnte vor Entdeckung der Neutronen die Neutronenaktivierung entdeckt hätte, wäre das eine kleine wissenschaftshistorische Sensation. Steinhauser, der am Atominstitut der Technischen Universität (TU) Wien arbeitet, will deshalb die historischen Experimente nachbauen, um festzustellen, ob es tatsächlich zu der notwendigen hohen Neutronenflussdichte gekommen sein kann, die für eine Neutronenaktivierung notwendig wäre. (APA)