Bern - Konkrete Taten der Schweizer Museen im Bezug auf die Rückgabe von NS-Raubkunst sind bisher noch die Ausnahme - ungeachtet einer zunehmenden Sensibilisierung für den Bereich. Dies ergab eine vom Schweizer Innen- und Außenministerium initiierte Umfrage unter 551 eidgenössischen Museen. Demnach wurden bisher nur zwei Kunstwerke zurückgegeben, ein weiteres abgegolten. Ein Verfahren läuft noch. Allerdings haben nur 416 Institutionen die Fragebögen ausgefüllt - viele davon unvollständig.

Drei Viertel der angefragten Museen fühlten sich von der Problematik nicht betroffen, entweder weil sie als Heimatmuseen nur Bestände aus ihrer Gegend führten oder weil sie nach 1945 gegründet wurden. Einige gaben an, dass ihnen die finanziellen und personellen Ressourcen fehlten, um Nachforschungen anzustellen. Nur 25 Institutionen bekannten, dass sie potenziell von der Raubkunstproblematik betroffen sind. 51 teilten mit, dass sie Provenienzrecherchen durchgeführt hätten. Nur 22 Prozent der Museen gaben an, bei Erwerbungen von Werken nach 1945 die Herkunft zumindest teilweise abgeklärt zu haben.

Angesichts der Anstrengungen des Bundes scheint das Resultat ernüchternd. Die Schweiz hat 1998 die Richtlinien der Washingtoner Konferenz in Bezug auf Kunstwerke, die von den Nazis konfisziert wurden, verabschiedet und voriges Jahr in Prag zusätzlich die «Erklärung von Terezin über Holocaust-Vermögenswerte» unterzeichnet. Laut dem Bundesamt für Kultur hatte 2010 im Vorfeld der Prager Konferenz ein Zwischenbericht der "Conference on Jewish Material Claims against Germany" ergeben, "dass die Schweiz im internationalen Vergleich bei jenen Staaten figuriert, welche im NS-Raubkunstbereich in den letzten zehn Jahren substanzielle Fortschritte gemacht haben." (APA)