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Im Ostpazifik sind Grauwale - hier ein im US-Bundesstaat Washington gestrandetes Exemplar - häufig zu sehen und beliebte Ziele des Whale Watchings. Im Westpazifik steht die Art kurz vor dem Aussterben.

Foto: AP Photo/The Herald, Mark Mulligan

Moskau - Im Atlantik wurde der Grauwal (Eschrichtius robustus) schon vor Beginn des industriellen Walfangs ausgerottet, im Pazifik wäre ihm im 18. und 19. Jahrhundert fast das gleiche Schicksal widerfahren. Als die bis zu 15 Meter langen Tiere Mitte des 20. Jahrhunderts endlich unter Schutz gestellt wurden, gab es nur noch zwei weitgehend voneinander isolierte Populationen. Die größere im Ostpazifik, entlang der Küsten von Alaska bis Mexiko, erholte sich wieder und umfasst heute über 20.000 Tiere.

Deutlich weniger gut war es um den Westpazifischen Grauwal bestellt, von dem man lange Zeit nicht wusste, ob er überhaupt noch existiert. Erst in den 1980er Jahren wurde er durch russische Wissenschafter vor der Küste Sachalins wieder entdeckt. Tierschützer sprechen von rund 130 Exemplaren, die noch vor der ostasiatischen Küste von Sibirien bis Korea leben. Durch eine neue Ölplattform vor der russischen Insel Sachalin drohe diesen nun neues Unheil: Die Sakhalin Investment Company mit Shell als Miteigentümer werde mit der geplanten großen Förderanlage die Nahrungsgründe der vom Aussterben bedrohten Unterart weiter einschränken, warnten Aktivisten am Montag. Nur noch etwa 30 fortpflanzungsfähige Weibchen seien zur Sicherung des Bestandes erhalten, sagte der Meeresbiologe des Internationalen Tierschutzfonds IFAW, Ralf Sonntag.

Jede Verringerung der Fortpflanzungsrate fatal

Der Naturschutzfonds WWF kritisierte insbesondere die für diesen Sommer geplanten seismischen Messungen als schweren Eingriff in die Nahrungssuche der Grauwale. Es bestehe die Gefahr, dass die Tiere durch den Lärm der Bodenuntersuchungen vertrieben und dann an Unterernährung leiden würden. "Schon wenn nur ein paar Weibchen sterben, kann dies das Ende der Art bedeuten", sagte der WWF-Experte Alexej Knischnikow. Laut einem Bericht der Weltnaturschutz-Union IUCN wurden dort knapp 40 Prozent weniger Grauwale als 2007 gezählt.

Beide Umweltorganisation wiesen auf Studien der Ölförderer hin, nach denen die zwei bereits bestehenden Ölplattformen ausreichend seien für die Gewinnung des Rohstoffs. Die flache Lagune von Sachalin sei überlebenswichtig für die Grauwale. Dort lernen die Kälber von ihren Müttern, wie sie am Meeresboden nach Nahrung suchen. "Schon letzten Sommer wurden die Wale durch die seismischen Tests massiv gestört", sagte Maria Woronzowa, Leiterin des IFAW in Russland. (APA/red)