Genf/Stockholm/London - Tabak tötet jedes Jahr weltweit insgesamt rund fünf Millionen Menschen. Das Rauchen ist laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) verantwortlich für zehn Prozent der Todesfälle im Erwachsenenalter. Auch Passivrauchen führt zu Krankheit und Tod. Ein internationales Expertengremium hat jetzt unter Berücksichtigung der Daten von 192 Staaten der Erde - auch jener Österreichs - berechnet, dass pro Jahr weltweit rund 600.000 Todesfälle durch Passivrauchen verursacht werden.

Das Wissenschafterteam publizierte seine Ergebnisse vor kurzem (8. Jänner) in der angesehenen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" in der Printausgabe. Die Berechnungen beziehen sich auf das Jahr 2004. Der Grund dafür: Epidemiologische Daten von knapp 200 Staaten der Erde sind niemals gleichzeitig und ganz aktuell vorhanden.

Angina pectoris, Atemwegsinfektionen, Krebs

Annette Prüss-Ustün von der Abteilung für öffentliche Gesundheit und Umwelt der Weltgesundheitsorganisation sowie Fachleute der Universität Oulu (Finnland), der Universität von Auckland (Neuseeland) und vom Karolinska Institut (Stockholm) über ihre Ergebnisse: "Weltweit waren im Jahr 2004 40 Prozent der Kinder, 33 Prozent der männlichen und 35 Prozent der weiblichen Nichtraucher Passivraucher. Diese Exposition verursachte geschätzte 379.000 Todesfälle durch ischämische Herzerkrankungen (Angina pectoris, Infarkt etc., Anm.), 165.000 Todesfälle durch Infektionen der unteren Atemwege, 36.900 durch Asthma und 21.400 durch Lungenkrebs. Für das Jahr 2004 waren 603.000 Todesfälle dem Passivrauchen zuzurechnen, was in etwa ein Prozent der weltweiten Mortalität bedeutete." Dabei waren die Frauen die am meisten geschädigte Bevölkerungsgruppe. Die Autoren: "47 Prozent der Todesfälle durch Passivrauchen ereigneten sich bei Frauen, 28 Prozent bei Kindern und 26 bei Männern.

Enorme Krankheitsbelastung

Enorm ist auch die "Krankheitslast" durch Passivrauchen: So gingen der Menschheit im Jahr 2004 insgesamt 10,9 Millionen Lebensjahre durch vorzeitigen Tod und Krankheit durch das Passivrauchen "verloren". Das entsprach rund 0,7 Prozent der gesamten Krankheitsbelastung der Menschheit in jenem Jahr. Mehr als die Hälfte davon entfiel auf Kinder unter fünf Jahren, etwa ein Viertel auf Erwachsene mit Herzkrankheiten und mehr als zehn Prozent auf erwachsene Asthmatiker.

Die Empfehlung der Fachleute, welche auch die Diskussionen um das Rauchen in der Gastronomie "befeuern" könnte: "Diese Abschätzung der weltweiten Belastung durch Krankheiten infolge von Passivrauchen deutet darauf hin, dass man durch effektive Maßnahmen in der öffentlichen Gesundheit und durch medizinische Interventionen zur Reduktion des Passivrauchens bedeutsame Gewinne an Gesundheit erzielen könnte." (APA)