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Gedenken beim Westbahnhof in Budapest Sonntagabend.

Foto: dapd/Bela Szandelszky

Hunderte junge Menschen haben in der Nacht zum Montag vor dem Disco-Tempel "West-Balkan" beim Budapester Westbahnhof Kerzen angezündet und damit der drei Opfer der Massenpanik von Samstagabend gedacht. Zwei 17-jährige Gymnasiastinnen und eine 25-jährige junge Frau waren von der Menschenmenge zu Tode getrampelt worden.

Fast 3000 Menschen hatten auf der Techno-Party "Noise Night Mare" in der beliebten Budapester Discothek getanzt, als aus nach wie vor ungeklärter Ursache Panik in der Menge ausbrach.

Keine Betriebsgenehmigung

Die Polizei nahm noch am späten Sonntagabend fünf Personen fest, darunter die Betreiber des "West-Balkan" und den Organisator der Veranstaltungsreihe "Noise Night Mare". Die Techno-Partys des 21-jährigen Tamás Kecskés ziehen regelmäßig tausende Vergnügungssuchende an.

Wie sich herausstellte, verfügte das "West-Balkan", das seine Lokalitäten an jenem Abend an Kecskés vermietet hatte, über keine gültige Betriebsgenehmigung. Die dort vorhandenen Fluchtwege hätten für 300 Personen ausgereicht - in den Räumlichkeiten befanden sich aber rund 2800 Menschen, erklärte Innenminister Sándor Pintér.

Opfer nicht durch Messerstiche getötet

Gegen die Festgenommenen ermitteln nun die Behörden wegen fahrlässiger Massengefährdung. Zugleich bestritt die Polizei, dass die Opfer durch Messerstiche ums Leben gekommen seien. Unmittelbar nach der Tragödie hatte sich wie ein Lauffeuer das Gerücht verbreitet, eine Gruppe von Roma hätte die drei jungen Frauen erstochen. Eine Party-Besucherin stellte diese Fehlinformationen auf Twitter; trotz nur kurz nach dem Unglück von Behördenseite erfolgter Dementi auf Facebook und in Blogs hielt sich die Falschversion hartnäckig.

Die ultrarechte Partei Jobbik (Die Besseren) die seit Jahren den Hass auf die zum Großteil am Rand der Gesellschaft lebende Volksgruppe schürt, behauptete daraufhin auf ihrer Homepage barikad.hu, die Behörden hätten sich in dem Fall in ein "Netz der Lügen" verstrickt. (Gregor Mayer aus Budapest, DER STANDARD-Printausgabe, 18.1.2011)