Die Umwandlung der schwedischen Armee in eine reine Berufsarmee gestaltet sich schwieriger als erwartet. Seit 1. Juli 2010 ist die Absolvierung des Militärdienstes für Männer und Frauen freiwillig; bis 2014 will die Mitte-rechts-Regierung nur noch Berufssoldaten einsetzen. Wie Oberbefehlshaber Sverker Göranson am Montag Svenska Dagbladet -Gespräch einräumte, sorgt jedoch vor allem die bis 2014 geplante Rekrutierung von insgesamt 16.000 freiwilligen Soldaten und Seeleuten für Probleme. Zum Jahreswechsel 2010/2011 hätten laut Vorgabe des Heeres 5300 Soldaten und Seeleute angestellt werden sollen, tatsächlich rekrutiert wurden jedoch nur 1950 - weniger als die Hälfte. Somit fehlen dem Heer gegenwärtig 3000 Soldaten.

Insbesondere ergibt sich dieser Mangel aus der vorläufigen Null-bilanz bei der größten Personalgruppe, den Vertragsangestellten, die jeweils bei Bedarf für einen begrenzten Zeitraum einberufen werden sollen: Keine einzige der geplanten 9200 Stellen ist bisher besetzt. Laut Göranson resultiert dies aus der noch nicht vollzogenen Anpassung der Arbeitsgesetzgebung an die neue Situation. So würden Tarifverträge, die die Rechte der Vertragsangestellten regeln, erst im Laufe des Jahres 2012 vorliegen können. Dadurch, so Kritiker, verliere die Reform an dem dringend nötigen Tempo.

In der vergangenen Woche haben die Streitkräfte nun eine Übereinkunft mit der Arbeitsmarktbehörde geschlossen. Sie soll in den kommenden Jahren 4000 bis 6000 potenzielle Rekruten jährlich ermitteln. Zunächst soll eine umfassende, vor allem an junge Leute gerichtete Informationskampagne das Interesse für die Landesverteidigung steigern. (Anne Rentzsch aus Stockholm, DER STANDARD, Printausgabe, 18.1.2011)